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33511.2 Modelle sozialer Ungleichheit M15 Stellungnahme des Sinus-Instituts: Wozu brauchen wir Sozialforschung? Im Marktforschungsalltag hat die Sozialforschung häufig einen unfreiwilligen Sonderstatus inne. Spontane Assoziationen sind dabei nicht ohne – wenn auch wohlgemeinte – Vorbehalte: Die Sozialforschung sei doch vermutlich eine komplexe, textlastige, anwendungsferne und langwierige Angelegenheit. Aber sieht so wirklich der Alltag in der Sozialforschung aus? […] Sozialforschung liefert […] längst nicht nur die Hintergrunddaten, sondern identifiziert die wesentlichen Motivationen und Handlungslogiken ausgewählter Zielgruppen als Grundlage für die Beantwortung von Forschungsfragen und die Entwicklung von Strategien, Maßnahmen und Produkten. Im Zentrum angewandter Sozialforschung steht somit die Umsetzungsrelevanz der Ergebnisse. Daher ist die strategische Beratung in den meisten Fällen Teil unserer Untersuchungen – sowohl für private Unternehmen wie für öffentliche Auftraggeber. Wie Forschung die Produktentwicklung in einem Unternehmen begleitet, ist hinreichend bekannt, aber in einem Ministerium? Natürlich entwickeln Sozialforscher keine Gesetze, wohl aber können sie beschreiben, inwiefern der gegebene rechtliche Rahmen zu der Art und Weise passt, wie Menschen leben (möchten). Entspricht beispielsweise das Ehegüterrecht dem heutigen Verständnis der Menschen von Partnerschaftlichkeit? Welche Herausforderungen nehmen Beschäftigte angesichts einer zunehmenden Mobilisierung und Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen wahr und wie wird diesen durch Arbeitsschutz und -sicherheit begegnet bzw. welche Möglichkeiten gäbe es? Die zentrale Abschaltung des Servers nach 20 Uhr wird so mancher als Angriff auf die persönliche Freiheit der 25 30 35 40 5 10 15 20 Ebd. Milieu Kurzcharakteristik der Sinus-Milieus® So zi al g eh ob en e M ili eu s: Konservativ-etabliertes Milieu (10%) Das klassische Establishment: Verantwortungsund Erfolgsethik; Exklusivitätsund Führungsansprüche; Standesbewusstsein, Entre-nous-Abgrenzung Liberal-intellektuelles Milieu (7%) Die aufgeklärte Bildungselite: liberale Grundhaltung und postmaterielle Wurzeln; Wunsch nach selbstbestimmtem Leben, vielfältige intellektuelle Interessen Milieu der Performer (7%) Die multi-optionale, effizienzorientierte Leistungselite: global-ökonomisches Denken; Konsumund Stil-Avantgarde; hohe ITund Multimedia-Kompetenz Expeditives Milieu (7%) Die ambitionierte kreative Avantgarde: mental und geografisch mobil, online und offline vernetzt und auf der Suche nach neuen Grenzen und neuen Lösungen M ili eu s de r M it te : Bürgerliche Mitte (14%) Der leistungsund anpassungsbereite bürgerliche Mainstream: generelle Bejahung der gesellschaftlichen Ordnung; Wunsch nach beruflicher und sozialer Etablierung, nach gesicherten und harmonischen Verhältnissen Adaptiv-pragmatisches Milieu (9%) Die moderne junge Mitte unserer Gesellschaft mit ausgeprägtem Lebenspragmatismus und Nutzenkalkül: zielstrebig und kompromissbereit, hedonistisch und konventionell, flexibel und sicherheitsorientiert; starkes Bedürfnis nach Verankerung und Zugehörigkeit Sozialökologisches Milieu (7%) Konsumkritisches / -bewusstes Milieu mit normativen Vorstellungen vom „richtigen“ Leben: ausgeprägtes ökologisches und soziales Gewissen; Globalisierungs-Skeptiker, Bannerträger von Political Correctness und Diversity M ili eu s de r un te re n M it te / U nt er sc hi ch t Traditionelles Milieu (14%) Die Sicherheit und Ordnung liebende Kriegs/ Nachkriegsgeneration: verhaftet in der alten kleinbürgerlichen Welt bzw. in der traditionellen Arbeiterkultur; Sparsamkeit, Konformismus und Anpassung an die Notwendigkeiten Prekäres Milieu (9%) Die um Orientierung und Teilhabe bemühte Unterschicht mit starken Zukunftsängsten und Ressentiments: Häufung sozialer Benachteiligungen, geringe Aufstiegsperspektiven, reaktive Grundhaltung; bemüht, Anschluss zu halten an die Konsumstandards der breiten Mitte Hedonistisches Milieu (15%) Die spaßund erlebnisorientierte moderne Unterschicht / untere Mittelschicht: Leben im Hier und Jetzt, Verweigerung von Konventionen und Verhaltenserwartungen der Leistungsgesellschaft Nu r z u Pr üf zw e ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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