Volltext anzeigen | |
2 Beurteile, ob die folgenden Aussagen für die Interpretation des Gedichts verwendbar sind. Begründe dein Urteil. Als er der jungen, schönen Charlotte Buf begegnet, die nach dem Tod ihrer Mutter (1770) in vorbildlicher Weise für zehn jüngere Geschwister sorgt, weiß er nicht, dass sie seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr Johann Christian Kestner versprochen ist. […] Goethe verliebt sich, gefällt sich in der Pose des Leidenden, und dann kommt es zu jenem einzigen Kuss – einem Kuss, den Charlotte ihrem Verlobten natürlich sofort beichtet. Kestner schwankt sogar kurz, ob sie nicht vielleicht mit Goethe glücklicher werden könne. „Denn was ist Zuneigung, was ist Liebe aus Pfl icht?“ Aber seine Braut muss nicht überlegen, am nächsten Tag wird Goethe kühl behandelt und in seine Schranken gewiesen. […] Am 11. September 1772 verlässt Goethe Wetzlar ohne Abschied, am 4. April 1773 heiraten Charlotte Buf und Johann Christian Kestner, eine Woche früher, als sie dem Dichter mitgeteilt haben. Da Goethe schon selbstquälerisch darauf bestanden hat, die Trauringe zu kaufen, ist ihm auch zuzutrauen, dass er zur Hochzeit anreist. 10 15 20 • Absurderweise sieht das Veilchen sogar in seinem Sterben noch das Positive, so sehr liebt es das Mädchen, obwohl dieses es nicht einmal im Tod beachtet. • Goethes Sehnsucht und sein Leiden fi nden letztlich Erlösung, wenn er sich darüber freut, dass Charlotte es war, die ihn zertreten hat. • Die Geschichte vom Veilchen und der Schäferin ist die Geschichte einer unerfüllten Liebe, wie Goethe sie nur kurze Zeit vorher selbst erfahren hat. Die Enttäuschung über den unglücklichen Ausgang seines Werbens um Charlotte Buff kann durchaus der Auslöser für dieses Gedicht gewesen sein. • Was dem Veilchen widerfährt, ist das Schicksal aller Menschen, die sich in eine Idee verrennen und ihr Ziel mit allen Mitteln verfolgen: Sie gehen daran zugrunde. • Das Veilchen ist natürlich niemand anders als Goethe und das Mädchen ist Charlotte Buff. • Wichtiger als eine Viertelstunde Glückseligkeit erscheint dem Veilchen die eigene Schönheit, auch wenn sie nur „ein kleines Weilchen“ dauert. • In seiner Liebesblindheit erkennt das Veilchen nicht, dass gerade das, was es am meisten ersehnt – von dem Mädchen gepfl ückt zu werden –, seinen sicheren Tod bedeutet. 125Interpretieren, nicht spekulieren N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
« | » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |