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„Bitte sprecht nicht weiter, meine Herrin“, sagte Kriemhild. „Es hat sich an vielen Frauen sehr ot gezeigt, wie schließlich Liebe mit Leid belohnt wird. Ich werde beidem aus dem Weg gehen, dann kann mir niemals etwas Schlimmes zustoßen.“ Kriemhild verzichtet in Gedanken auf die Liebe. So lebte sie eine ganze Zeit dahin, ohne jemanden kennenzulernen, den sie hätte lieben mögen. Später wurde sie ehrenvoll die Frau eines sehr tapferen Recken. Der war eben dieser Falke, den sie im Traum gesehen und von der Mutter gedeutet bekommen hatte. Wie furchtbar sie das an ihren nächsten Verwandten, die ihn später erschlugen, rächen sollte! Wegen seines Todes mussten die Söhne sehr vieler Mütter sterben. 50 55 1 Stelle in einem Stammbaum dar, was du über die Zentralgestalt Kriemhild und ihr familiäres Umfeld erfährst. 2 Formuliere den Traum vom Falken, seine Deutung durch Kriemhilds Mutter und die Schlüsse, die die Tochter daraus zieht, in deinen eigenen Worten. 3 Arbeite heraus, was der Erzähler über die Burgunden-Könige, ihre Hofhaltung in Worms und ihre Gefolgsleute berichtet. k Welche Vorstellungen vorbildlicher ritterlicher Lebensweise vermittelt der Erzähler dabei seinem Publikum? 4 Der Erzähler bereitet seine Zuhörer bereits in dieser ersten Âventiure auf die bevorstehenden tragischen Ereignisse vor. k Trage die Vorausdeutungen zusammen und stelle Vermutungen über den weiteren Verlauf des Geschehens an. Das Nibelungenlied ist Höhepunkt und Abschluss der germanischen Heldendichtung. In seiner uns überlieferten Form wurde es um 1200 niedergeschrieben. Zwar hat der unbekannte Bearbeiter versucht, den seit Jahrhunderten mündlich überlieferten Stof in seine christliche Gegenwart zu über tragen, aber die Grundstimmung des Werkes ist der alte Schicksalsglaube, das heldenhat e Ertragen eines Verhängnisses. Das Nibelungenlied ist in 39 Âventiuren (= Kapitel) eingeteilt. Es umfasst 2379 Strophen und besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil reicht von Siegfrieds Werbung um Kriemhild bis zu seiner Ermordung durch Hagen. Der zweite Teil erzählt, wie Kriemhild für Siegfrieds Tod Rache übt: Sie lädt die Burgunden in das ferne Reich ihres zweiten Gatten, des Hunnenkönigs Etzel (Attila), ein und verwehrt den Ahnungslosen bei einem Festmahl die Flucht. Sie kommen alle bis auf Dietrich von Bern und seinen Waf enmeister Hildebrand um. Aber auch Kriemhild stirbt; Hildebrand tötet sie wegen ihrer maßlosen Rachsucht. Der geschichtliche Kern sind wahrscheinlich Ereignisse aus der Zeit der Völkerwanderung (4. 6. Jh.). Das Reich der Burgunden mit dem Hauptsitz Worms und auch die Namen von Kriemhilds Brüdern sind geschichtlich bezeugt. Um 436 wurden die Burgunden von hunnischen Hilfstruppen der Römer geschlagen. Dabei fanden die Burgunden-Könige den Tod. W IS S E N 163Literatur als Instrument der Idealisierung erkennen 3670_1_1_2014_156-181_Kap_7.indd 163 07.01.16 14:38 N u r zu P rü fz w c k e n E ig tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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