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127 Rom – vom Dorf zum Weltreich 2 Ein Mann trauert Am Grab seiner Ehefrau Turia hält ein Römer im 1. Jh. v. Chr. diese Trauerrede: Ehen von so langer Dauer, die durch den Tod beendet, nicht durch Scheidung getrennt werden, sind selten. War es uns doch vergönnt, dass unsere Ehe ohne eine Trübung bis zum 41. Jahr fortdauerte. Was soll ich deine häuslichen Tugenden preisen, deine Keuschheit, deine Folgsamkeit, dein freundliches und umgängliches Wesen, deine Beständigkeit in häuslichen Arbeiten, deine Frömmigkeit, frei von allem Aberglauben, deine Bescheidenheit im Schmuck, die Einfachheit im Auftreten? Wozu soll ich reden von der Zuneigung zu den Deinen, deiner liebevollen Gesinnung gegenüber der ganzen Familie? Wir haben uns so die Pflichten geteilt, dass ich die Betreuung deines Vermögens übernahm und du über dem meinen wachtest. Als ich vor politischer Verfolgung fliehen musste, warst du es, die mir mithilfe deines Schmuckes die meisten Mittel dazu verschaffte. Wir sehnten uns nach Kindern, die ein neidisches Schicksal uns für lange Zeit verweigert hatte. Verzweifelnd an deiner Fruchtbarkeit und untröstlich darüber, dass ich ohne Kinder bleiben sollte, sprachst du von Scheidung und dass du das kinderlose Heim einer anderen, fruchtbareren Gattin abtreten wolltest. Du versichertest, ihre Kinder wie deine eigenen zu halten. Du bist bei mir geblieben; hätte ich doch dir nicht nachgeben können, ohne mir selbst Unehre und uns beide unglücklich zu machen. Nach: Jochen Martin, Das alte Rom. Geschichte und Kultur des Imperium Romanum, München 1994, S. 188 (übers. von Hans-Jürgen Hillen, vereinfacht) 4 Wer hat es gekauft? Der Dichter Apuleius heiratet um 150 n. Chr. die reiche Witwe Pudentilla. Deren Verwandten sind gegen Apuleius und verklagen ihn. Er verteidigt sich: Du sagst, ich hätte mit viel Geld meiner Frau ein herrliches Grundstück in meinem Namen gekauft. Aber ich sage dir: nicht ich habe das kleine Gut für 60 000 Münzen gekauft, sondern Pudentilla in eigenem Namen. Pudentillas Name steht im Vertrag. In Pudentillas Namen wurden für das Gütchen Steuern bezahlt. Der Quästor ist hier, dem sie gegeben wurden. Auch der Schutzherr meiner Frau ist hier, ein ernster und würdiger Mann, Cassius Longinus. Frage ihn, Maximus, wer den Kauf getätigt hat und für wie kleinen Preis meine reiche Frau sich ein Eigentum erworben hat. Ist etwa irgendwo bei dem Kauf mein Name verzeichnet? Apuleius, Apologia 101.4-6 (übers. von Markus Sanke, gekürzt) 3 Porträt einer Frau aus der Oberschicht Malerei auf Holz, um 180 n. Chr. 1. Beschreibe, welche Rechte und Pflichten der Pater familias gegenüber den anderen Familienmitgliedern besaß (Darstellungstext). 2. Arbeite aus M2 heraus, was der Ehemann an seiner Frau schätzte. 3. Erkläre, warum die Frau, wenn sie kinderlos blieb, bereit war, einer anderen Frau Platz zu machen (M2). 4. Weise nach, dass die in M3 abgebildete Frau zur Oberschicht gehörte. 5. Charakterisiere die Stellung der Pudentilla in M4. Was leitest du aus diesem Beispiel über die Rechte der Frau im Römischen Reich ab? In Z. 8 f. wird ein Mann genannt, der die Rechte einer römischen Frau beeinträchtigen konnte. Informiere dich über sein Amt! 6. Nimm Stellung, welches Mitglied einer familia im antiken Rom du am liebsten gewesen wärest (Darstellungstext, M1 4). 5 10 15 20 5 10 31051_1_1_2015_116-143_Kap5_Rom.indd 127 13.08.15 09:52 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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