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135 Rom – vom Dorf zum Weltreich 2 Die Situation der Kleinbauern Der Historiker Appian blickt um 170 n. Chr. zurück: Die Reichen hatten den größten Teil des eroberten Landes in Besitz genommen. Mit der Zeit hofften sie, dass man es ihnen nicht wieder wegnehmen werde. Kleine Äcker der Armen brachten sie durch Überredung oder Gewalt an sich. So bebauten sie nicht mehr Äcker, sondern große Landgüter. Zu deren Ausbau und als Hirten nahmen sie Sklaven, weil diese nicht wie die freien Leute von der Arbeit weg zum Kriegsdienst eingezogen wurden. [...] So wurden die Mächtigen steinreich. Auf dem Land war alles voll von Sklaven. Die [Bevölkerung] aber wurde durch Armut, Abgaben und neue Feldzüge immer weniger. Es gab schon Mangel an Männern. Auch wenn sie einmal von diesen Lasten befreit waren, waren sie doch arbeitslos, denn die Reichen besaßen das Land und nutzten Sklaven statt freier Leute zum Ackerbau. Appian, Bürgerkriege I.7, nach: Die Bürgerkriege, übers. von Otto Veh, Stuttgart 1989, S. 17 (gekürzt und vereinfacht) 4 Reformvorschläge des Gaius Gracchus Der Historiker Plutarch (45 125 n. Chr.) stellt die Gesetzesvorschläge des Gaius Gracchus aus dem Jahr 123 v. Chr. vor: Von den neuen Gesetzen, die er vorschlug, um die Gunst des Volkes zu erlangen und die Macht des Senats zu verringern, betraf das eine die Anlegung neuer Kolonien und die Verteilung des Staatslandes unter die Armen. Ein zweites nahm sich der Soldaten an und erlangte, dass sie auf öffentliche Kosten ohne den geringsten Abzug von ihrem Sold ausgestattet werden sollten und dass keiner unter 17 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen werden sollte. […] Ein viertes verordnete, dass Getreide an die Armen zu einem niedrigen Preis verkauft werden sollte. Nach: Plutarch, Parallelbiographien: C. Gracchus 26 (5). – Große Griechen und Römer (übers. v. Konrat Ziegler), Bd. 6, Düsseldorf 32010, S. 264 f. 3 Eine Mutter ermahnt ihren Sohn Der Geschichtsschreiber Nepos (100 28 v. Chr.) gibt einen Brief Cornelias an ihren Sohn Gaius Gracchus wieder. Von ihren zwölf Kindern sind neun bereits im Kindesalter gestorben. Ich könnte schwören: Außer den Mördern des Tiberius hat mir in dieser Sache kein Feind so viel Kummer gemacht wie du. Gerade du hättest die Pflicht deiner verstorbenen Geschwister übernehmen müssen: dafür zu sorgen, dass ich in meinem Alter so wenig Aufregung wie möglich habe. Du solltest bei all deinen Taten meine Zustimmung suchen und nichts gegen meinen Willen tun. Mein Leben ist bald zu Ende. Bewegt dich nicht einmal dies, den Umsturz des Staates zu enden? Wann wird endlich Ruhe im Staat sein? Wann wird unsere Familie aufhören, sich so wahnsinnig zu verhalten? Wann werden wir beenden, uns und anderen Ärger zu machen? Wann werden wir uns schämen, den Staat in Unordnung und Verwirrung zu stürzen? Wenn dir das alles aber unmöglich ist, bewirb dich um das Tribunat, wenn ich tot bin. Mach, was du willst – aber erst, wenn ich es nicht mehr fühle! Nach: Hermann Peter, Historicorum Romanorum Reliquiae, Bd. 2, Leipzig 21914, S. 222 (übers. und gekürzt von M. Sanke) 1. Ein Kleinbauer kann von den Erträgen seines Hofes nicht mehr leben und zieht mit seiner Familie nach Rom. Er ist fest entschlossen, dem Volkstribun über die großen Schwierigkeiten auf dem Land zu berichten. Entwickelt gemeinsam die Beschwerde des Kleinbauern vor dem Volkstribun. Schlagt dem Tribun auch vor, was er zur Lösung tun sollte. Gebt vor allem die Probleme mit den Großgrundbesitzern wieder (M2). Entwickelt Forderungen an die politische Führung Roms, die die Lage aus Sicht des Bauern (kurzfristig? langfristig?) verbessern. 2. Untersuche die Reformvorschläge des Volkstribuns Gaius Gracchus (M4): Für welche Bevölkerungsgruppen sind die einzelnen Vorschläge von Vorteil? Wem bringen sie möglicherweise Nachteile? 3. Cornelia beklagt die politischen Pläne ihres Sohnes Gaius (M3). a) Fasse Cornelias Klage zusammen. b) Begründe, warum gerade Cornelia die Situation beklagt. c) Erkläre, warum es zu Unruhen in römischen Staat kommt. 4. Prüfe, ob die preisgünstige oder sogar kostenlose Verteilung von Getreide (M1, M4) die Krise Roms auflösen kann. Beachte hierbei die Situation der Kleinbauern, aber auch die der Großgrundbesitzer und der römischen Führungsschichten. 5 Cornelia mit ihren Söhnen Tiberius und Gaius Gracchus Statue des französischen Bildhauers Pierre-Jules Cavelier, Paris 1864 Die beiden Gracchen und ihre Mutter Cornelia beeindruckten Künstler noch lange nach ihrem Tod. 5 10 15 5 10 15 5 10 15 300 v. Chr. 250 v. Chr. 200 v. Chr. 100 v. Chr. 50 v. Chr.150 v. Chr. Tiberius Gracchus Gaius Gracchus R ö m i s c h e B ü r g e r k r i e g e 1. Punischer Krieg 2. Punischer Krieg 3. Punischer Krieg 31051_1_1_2015_116-143_Kap5_Rom.indd 135 13.08.15 09:53 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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