Volltext anzeigen | |
19 Der frühneuzeitliche Fürstenstaat 1. Stelle die Folgen des Krieges stichwortartig zusammen (M2M4). 2. Vergleiche die Sichtweisen der Textquellen (M2 und M3). 3. Söldner – Täter oder Opfer? Diskutiert das Thema (M2 M4)! 4. Prüfe mithilfe der Materialien und des Verfassertextes: War der Dreißigjährige Krieg ein „Glaubenskrieg“? 4 Plünderung eines Dorfes Ölgemälde von dem flämischen Maler Sebastian Vrancx (Ausschnitt), um 1620 2 Ein Söldner berichtet Peter Hagendorf dient ab 1627 im Heer der Liga. Von ihm ist ein Tagebuch überliefert. Aus diesem wissen wir, dass seine erste Frau und sieben Kinder während des Krieges gestorben sind. Über die Erstürmung Magdeburgs 1631 schreibt er: Den 20. Mai [1631] haben wir mit Ernst angesetzt und gestürmt und auch erobert. Da bin ich mit stürmender Hand ohne allen Schaden in die Stadt gekommen. Aber in der Stadt, am Neustädter Tor, bin ich zweimal durch den Leib geschossen worden, das ist meine Beute gewesen. […] Ist mir doch von Herzen Leid gewesen, dass die Stadt so schrecklich gebrannt hat […]. Wie ich nun verbunden bin, ist mein Weib in die Stadt gegangen, obwohl sie überall gebrannt hat, und hat wollen ein Kissen holen und Tücher zum Verbinden und worauf ich liegen könnte. So habe ich auch das kranke Kind bei mir liegen gehabt. […] Sie [die Frau des Söldners] kommt nach anderthalb Stunden gezogen mit einer alten Frau aus der Stadt. Die hat sie mit sich hinausgeführt, ist eines Seglers Weib gewesen und hat ihr helfen tragen Bettgewand. So hat sie mir auch gebracht eine große Kanne von vier Maß mit Wein und hat außerdem auch zwei silberne Gürtel gefunden und Kleider, sodass ich dafür zwölf Taler eingelöst habe zu Halberstadt. Zit. nach: Jan Peters (Hrsg.), Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg, Göttingen 2012, S. 104 f. 3 Kriegsleiden und -folgen Ein Pfarrer aus Großbieberau (Hessen): 1634: Bald fielen die Schweden über den Rhein herüber und jagten die Kaiserlichen aus ihrem Quartier, und bald jagten diese wieder jene hinaus. Die Folge war, dass das ganze Land zwischen Main und Rhein ausgepresst wurde. Kein Mensch durfte sich auf dem Land blicken lassen, sonst wurde ihm nachgejagt wie einem Wild. Ergriff man einen, dann wurde er […] unbarmherzig geschlagen, bis er verriet, wo er sein Geld oder sein Vieh oder sein Pferd hatte. Gefangene wurden nackend an heiße Öfen angebunden oder aufgehängt und mit Rauch gedämpft. […] 1635: Inzwischen hat Gott uns neben dem Kriegsleid noch die Pest hinterhergeschickt. Die Leute sterben schnell und haufenweise dahin, sodass man sie gar nicht alle begraben konnte. […] Durch diesen Krieg nun, durch Pest, Teuerung und Hungersnot sind der Leute so wenig im Land geworden, dass unsere Nachkommen es schwerlich glauben werden. Zit. nach: Günther Franz (Hrsg.), Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes in der Neuzeit, Darmstadt 1963, S. 117 ff. (stark vereinfacht) 5 10 15 20 5 10 15 20 1600 16201610 165016401630 1608: Protestantische Landesfürsten gründen eine „Union“ 1609: Katholische Landesfürsten gründen eine „Liga“ 1618: „Prager Fenstersturz“ Dreißigjähriger Krieg | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |