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33 Absolutismus vor der Haustür 4 „Kaffeegesellschaft“ Figurengruppe des Modelleurs Jean Jacques Desoches aus der Porzellanmanufaktur Fürstenberg von 1771 Eine Kinderfrau kümmert sich um zwei Kinder aus höherem Hause. Zwei barfüßige Landkinder dürfen mit ihnen spielen. Eine Dienstmagd räumt den Tisch ab. 5 Sophie Dorothea, die Prinzessin von Ahlden Gemälde nach Henri Gascar, 1686 1 Imitation: Nach ahmung 2 externe: auswärtige 3 Im Schatten von Schloss Ahlden Der Historiker Ernst Schubert beschreibt in einem Buch zur niedersächsischen Geschichte die Verhältnisse in Ahlden zwischen Celle und Verden: Nüchterne Rechnungseinträge zeigen, dass etwa im Jahre 1703 arme Leute zum Amtssitze Ahlden wanderten, Blinde und Krüppel, Menschen, deren Häuser abgebrannt waren und die nun ganz mittellos dastanden, invalide Soldaten ohne jede Versorgung oder „ein armer kehrl vom Hartze, der ganz nackend war“. Bis nahe vor die Palisaden, die das schlossartige Amtshaus bewehrten, kamen diese Menschen und harrten so lange aus, bis ihnen die Bewohnerin, die ehemalige hannoversche Kurprinzessin Sophie Dorothea, bei ihrem Ausritt Almosen zuwarf. […] Arme Leute warteten im Winter frierend vor dem Amtshaus in Ahlden – welch ein Gegensatz zu den Zuständen, die im Inneren der zum Wohnsitz einer Prinzessin umgestalteten Gehöftanlage herrschten! Feinste Tapeten und Gobelins – allein im Jahre 1707 waren für fast 5 000 Taler Brabanter Goldtapeten und sieben Gobelins aus Brüssel geliefert worden. Das Mobiliar und Silbergeschirr war vom Feinsten ebenso wie die Garderobe der Prinzessin, die alljährlich von den besten Pariser Schneidern Kleider nach neuester Mode kommen ließ. Vom Feinsten die Weine und auch das Essen. Der Suppe pflegten fünf Gänge zu folgen – die beliebten Pasteten von Wachteln und Hühnchen darunter, aber kaum Gemüse und so gut wie gar kein Obst. Klaffender konnten die sozialen Gegensätze zwischen den halbverhungerten zerlumpten Gestalten, die um Almosen flehten, und einer Prinzessin nicht zutage treten, die ihre Kleidung in Paris für hunderte von Talern zu bestellen pflegte und ein Almosen von einigen Groschen reichte. Überhaupt keine Protestformen sind überliefert, weder von den armen Bauern in Ahlden, noch von den armen Leuten, die in Hoffnung auf ein Almosen nach Ahlden wanderten. Der Reichtum der Prinzessin wurde nicht beneidet. Ernst Schubert, Niedersachsen um 1700, in: Bernd Ulrich Hucker u. a. (Hrsg.), Niedersächsische Geschichte, Göttingen 1991, S. 288 327, S. 289 und 291 f. 5 10 15 20 25 30 35 | |
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