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67 M ET H OD E Methode: Analyse einer politischen Rede Methode: Analyse einer politischen Rede Man könnte die Sprache als das Handwerkszeug der Politiker bezeichnen, denn ihr Handeln drückt sich überwiegend durch Sprache aus. Einschätzungen, Absichten und Vorhaben der Parteien und politischer Institutionen werden überwiegend in Reden vorgetragen, sei es im Bundestag, vor einem bestimmten Publikum oder zu besonderen Anlässen. In einer Rede versucht der Redner, mit sprachlichen Mitteln bestimmte Ziele zu erreichen, z. B. die Abgeordneten des Deutschen Bundestages davon zu überzeugen, politische Vorhaben zu unterstützen und in ihrem Sinne zu abzustimmen. Die Intentionen des Redners und die rhetorischen Mittel, die er verwendet, müssen deshalb analysiert werden. Folgende Aspekte müssen bei der systematischen Analyse einer Rede beachtet werden: 1. Redner 2. Kontext 3. Adressaten 4. Inhalt 5. Absicht 6. Struktur 7. Vortrag (wenn die Rede zu hören/sehen ist) und Wirkung Analyseschritte/Fragen 1. Wer ist der Redner und in welcher Funktion spricht er? Welche weltanschaulichen Grundpositionen leiten ihn? 2. Wo, wann und zu welchem Anlass wird die Rede gehalten? Welches ist der thematische Zusammenhang/die aktuelle Situation, in der sie gehalten wird? 3. Wer sind die Adressaten der Rede? Handelt es sich um eine homogene Gruppe? Sind in der Gruppe nur Anhänger oder nur Gegner des Redners oder beides? (Wie) Stellt der Redner während seiner Rede eine Beziehung zu den Adressaten her? Wie reagieren diese? 4. Was ist das zentrale Thema der Rede, worum geht es? Wie ist die Rede inhaltlich gegliedert? 5. Welche Strategien verwendet der Redner (Aufwertung, Abwertung, Beschwichtigung)? Welche Wirkung will der Redner (offensichtlich) erzielen? 6. Welche sprachlich-rhetorischen Mittel verwendet der Redner? Wie ist die Argumentation aufgebaut? Welche politischen Leitbegriffe, Schlagwörter, Floskeln etc. verwendet der Redner? Welche Argumente werden vorgebracht? 7. Wie wird die Rede vorgetragen (Lautstärke, Tempo, Emotionalität)? Wie wirkt die Rede (auf mich)? Rhetorische Strategien Aufwertung Der Redner versucht seine Position so günstig darzustellen, dass ihm die Zustimmung seiner Hörer gewiss ist: • günstige Seite hervorheben, ungünstige abschwächen oder verschweigen • positive Attribute für eigene Gruppe • dynamisches Wortfeld für eigene Gruppe • Koppelung mit positiven Werten • Übersteigerung eigener Verdienste: „einziger Garant für soziale Gleichheit“ • Fehler anderen zuschieben: anderer Gruppe oder den Umständen („unabwendbares Schicksal“) Abwertung Darstellung des Gegners als negativ, sodass die Zuhörer ihn ablehnen: • ungünstige Seite hervorheben, günstige abschwächen oder verschweigen • Häufung negativer Attribute • Koppelung des Gegners mit negativen Werten Beschwichtigung Verwendung von vagen, unkonkreten Formulierungen, sodass auch Gruppen mit gegensätzlichen Interessen ihnen zustimmen können: • Verständnis zeigen • Formulierungen verwenden, die jede Interpretation zulassen 5 10 15 20 25 30 35 5 10 15 20 40 45 N u z u P rü fz w e k e n E ig e n tu m d e C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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