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John Maynard Keynes (1883 – 1946) „In the long run we are all dead. Economists set them selves too easy, too useless a task if in tempestuous seasons they can only tell us that when the storm is long past the ocean is flat again.“ Tract on Monetary Reform, 1923 sich eine Umschichtung der öffentlichen Lasten, die von den wirtschaftlichen Interessenverbänden und den bürgerlichen Parteien so nachhaltig gefordert wurde: Lohnsteuerzahler und Verbraucher mussten trotz extremer Arbeitslosigkeit und stark fallender Kaufkraft einen immer höhe ren Anteil an den öffentlichen Einnahmen leisten, während der Anteil der Einkommenssteuerzahlen und Unternehmen permanent zurückging. (…) Das zweite Maßnahmenbündel kann als Deflationspolitik bezeichnet wer den, zielte es doch auf eine Senkung des Preisund Lohnniveaus, um die Wettbewerbsposition der deutschen Unternehmen auf den internationalen Märkten zu verbessern. Zum einen bestand es aus immer wiederkehren den Appellen an die Unternehmer, die Preise freiwillig zu senken. Daneben wurden aber viele – z. B. durch Kartelle oder Syndikate – gebundene Preise, öffentliche Tarife und Mieten, Gebühren und Provisionen im Bankgewerbe zwangsweise gesenkt. Trotz des anfänglichen Widerstands der Reichsbank konnten auch eine 1 %ige Senkung des Diskontsatzes 1 im Zusammenhang mit der vierten Notverordnung vom Dezember 1931 und die gleichzeitige Herabsetzung aller anderen Zinssätze erreicht werden. Ein Kommissar für Preisüberwachung sollte dafür sorgen, dass die Preissenkungen von der Produktion über den Handel auch wirklich an die Verbraucher weitergereicht wurden. Schließlich senk te die Regierung die Tarifl öhne und -gehälter, wozu sie die Zwangsschlichtung wieder einführte. (…) Von der 20%igen Deflation dürften bis zu 15 % auf administrative Maßnahmen zurückzuführen sein. Edward North, Deutsche Wirtschaftsgeschichte, München 2002, S. 316 – 319 John Maynard Keynes Der britische Nationalökonom John Maynard Keynes wurde am 5.6.1883 in Cambridge geboren; er starb am 21.4.1946. Mit seinem Hauptwerk, die „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ (1936) – einem leider schwer verständ lichen Buch –, begründete Keynes die makro ökonomische Theorie, indem er das Denken in gesamtwirtschaftlichen Kategorien ein führte, die den Umgang mit aggregierten Größen (Investitionen, Konsum, Einkommen und Produktion) ermöglichten. Kennzeichnend für den britischen Wirtschaftswissenschaftler war eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis. So arbeitete er für das britische Finanzministerium als Chef unterhändler für die Friedensverhandlungen in Versailles (1919), trat allerdings von dieser Position zurück, da er die alliierten Reparationsforde rungen für volkswirtschaftlich nicht vertretbar hielt. Er war als Versiche rungs und Investmentmanager erfolgreich und lehrte an der Universität von Cambridge. In den vierziger Jahren nahm er für Großbritannien an den Ver handlungen über die Schaffung des Systems von Bretton Woods teil. Bis heute werden seine Thesen, die u. a. Eingang in die Wirtschaftspolitik von USPräsident Franklin D. Roosevelt fanden, diskutiert und weiterentwi ckelt. Die „keynessche Revolution“ stellte den größten Paradigmenwechsel in der Geschichte der Volkswirtschaftslehre dar. 1. Fassen Sie die Maß nahmen der Regierung Brüning zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise zusammen. 2. Zeigen Sie Alternativen zu Brünings Wirtschaftspolitik in dieser Situation auf. Disku tieren Sie Möglich keiten und Grenzen ihrer Vorschläge. 1 Diskontsatz = Zinssatz, zu dem sich die Geschäftsbanken Geld bei der Reichsbank leihen konnten (heute: Basiszins). 108 1094 Grundlegende Konzepte der Wirtschaftspolitik 4.1 Die Nachfragetheorie Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C. C. B uc hn er V er la gs | |
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