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Um die Vorstellungen des Keynesianismus zu erläutern, können wir auf das Beispiel zurückgreifen, in dem ein Volk Güter im Wert von 1 Milliarde produziert und 100 Millionen des dabei entstehenden Einkommens spart. Anders als im System der Klassik ist nach Keynes jedoch keineswegs sicher gestellt, dass das gesparte Geld bei der Bank angelegt (oder direkt inves tiert) wird. Vielmehr können die Sparer es für sinnvoll erachten, ihr Geld erst einmal liquide zu halten. Diese Mittel sind nicht für die kreditweise Finan zierung von Investitionen verfügbar, sodass es zu einem Nachfrageausfall kommt. Wenn also, um im Beispiel zu bleiben, von den 100 Millionen Er sparnis 10 Millionen gehortet und nur 90 Millionen investiert werden, dann findet eine Produktion von 10 Millionen keinen Käufer. Daraufhin werden Unternehmer künftig weniger produzieren, es entsteht Arbeitslosigkeit. Die Existenz der Spekulationskasse ist ein Grund dafür, dass Keynesianer die Wirksamkeit der Geldpolitik skeptisch beurteilen. Wenn nämlich ein (seitens der Zentralbank) erhöhtes Geldangebot gehortet wird, kommt es zu keiner Zinssenkung und damit auch zu keiner Investitionszunahme. Diese Situation wird als Liquiditätsfalle bezeichnet. Daneben werden die Unter nehmen selbst bei sinkenden Zinsen nicht zu Neuinvestitionen bereit sein, wenn sie pessimistische Erwartungen hinsichtlich der zu erzielenden Ge winne hegen (sogenannte Investitionsfalle). Grafisch äußert sich die Situa tion der Liquiditäts, ebenso wie die der Investitionsfalle in einer im Extrem fall senkrechten, also völlig starren Nachfragekurve. Auswirkungen der keynesschen Theorie auf die Wirtschaftspolitik Die Gedanken des von Keynes und seinen Anhängern entwickelten Keynesi anismus haben die Theorie und die Wirtschaftspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg so nachhaltig beeinflusst, dass man von der ‚keynesschen Revolu tion‘ sprach. Das Konzept der keynesschen Globalsteuerung fand beispiels weise im deutschen Stabilitätsgesetz von 1967 seinen Niederschlag. Es bildet die Grundlage dafür, dass der Staat von Fall zu Fall (diskre tionär) in den Wirtschaftsablauf eingreift. Als Mittel der Stabilisierungspolitik kom men insbesondere fiskalpolitische Maßnahmen infrage – also die Variation von Steuern bzw. Staatseinnahmen und Staatsausgaben. Bei einer Erhö hung der Staatsausgaben oder Senkung der Einkommensteuer verschiebt sich die Nachfragekurve nach rechts. Auch die Geldpolitik kann bzw. soll nach keynesianischer Vorstellung zum Zwecke der Konjunktursteuerung ein gesetzt werden. Wie gesagt, wird ihre Durchschlagskraft aber bezweifelt.“ Sperber 2012, S. 151 ff. Klassik/Klassiker Die nationalökonomischen Klassiker (Adam Smith, David Ricardo, John Stuart Mill u. a.) gingen davon aus, dass eine dem freien Spiel der Marktkräfte über lassene Volkswirtschaft zu einem Optimum tendiert, d. h. zu einen Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage bei Vollbeschäftigung. Dabei ist die entscheidende Trieb feder der Eigennutz, der ganz von selbst dem Gemeinwohl dient. Der Staat sollte in das gesamt wirtschaftliche Geschehen nicht eingreifen. 110 1114 Grundlegende Konzepte der Wirtschaftspolitik 4.1 Die Nachfragetheorie Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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