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5 165 170 175 180 185 190 195 200 205 heute für Sparen plädiert, hat die Hausvaterperspektive: Spare, wenn du kein Geld mehr hast. Ich wünsche mir für den Staat jedoch die Unternehmerperspektive. Verschulde dich, wenn du den Ertrag deiner Investition höher einschätzt als den Schuldzins, was bei der Bildung allemal der Fall ist. Sinn: Einspruch! Die Verschuldung ist eben nicht generationenneutral. Wahr ist, dass es vor allem alte Leute sind, die Staatspapiere besitzen. Die Jungen müssen dann in Zukunft nicht nur deren riesige Ansprüche an die Rentenkasse erfüllen, sondern auch noch deren Ansprüche aus den Schuldtiteln. Bofinger: Viele Junge werden die Schuldtitel ihrer Eltern erben. Und darauf könnte man auch noch etwas über die Erbschaftsteuer zugreifen. (…) ZEIT: Wenn der Stabilitätspakt nicht existierte, müsste man jetzt also vom Sparkurs abrücken? Sinn: Nur wenn man sich vorher in guten Zeiten den Spielraum dafür erarbeitet hätte. Keynesianische Politik muss symmetrisch sein. In der Rezession ver schuldet man sich, im Boom tilgt man. Aber das Letzte passiert nie. Bofinger: Haben nicht Großbritannien und die USA das Gegenteil bewiesen? Beide Länder haben Anfang der neunziger Jahre massive Defizite gemacht und sind dann mit der Wachstumsdynamik einfach wieder daraus herausgewachsen. (…) Sinn: Unsere Situation ist anders. In Deutschland gibt es nicht diese amerikanische Ideologie, dass man die Steuern und die Staatsquote senkt und den Staat begrenzt hält. Bofinger: Unsere Steuerquote ist kaum höher als die amerikanische, wir haben eine der niedrigsten Steuerquoten überhaupt. Sinn: Ich bitte Sie, jetzt fangen Sie nicht mit der Steuerquote an, die ist doch gar nicht vergleichbar! Die Amerikaner rechnen in ihre Steuern ihre Beiträge zu den Sozialversicherungen mit ein. Sie müssen die Staatsquote vergleichen – und da sind wir im oberen Mittelfeld. Bofinger: Wobei es viele Länder gibt, die hohe Staats quoten haben und sehr gut gewachsen sind, etwa die skandinavischen Länder oder Frankreich. Umgekehrt haben Länder wie die Schweiz und Japan mit einer Staatsquote von unter 40 Prozent ein ähnlich unbefriedigendes Wachstum wie wir. (…) Robert von Heusinger, Kolja Rudzio, Die Zeit, 13.5.2004 Aufgaben 1. Arbeiten Sie die jeweiligen wirtschaftspolitischen Positionen der beiden Protagonisten Bofinger und Sinn zur wirtschaftlichen Situation im Jahr 2004 heraus, und ordnen Sie die Argumente zu (M1). 2. Wählen Sie jeweils eine angebots bzw. eine nachfrageorientierte wirtschaftspolitische Maßnahme aus, und stellen Sie deren Wirkungen gemäß der Kreislauftheorie dar (M1). 3. Diskutieren Sie Stärken und Schwächen von Angebots und Nachfragekonzeption im Hinblick auf die Erreichung der wirtschaftspolitischen Ziele des magischen Vierecks. 4. Vergleichen Sie mit Hilfe des Internets die Grundpositionen der Parteien zur Wirtschaftspolitik, und bewerten Sie die Aussagen vor dem Hintergrund von Angebots und Nachfragetheorie. 1234.3 Welche Politik ist die richtige? Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C . B uc h er V er la gs | |
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