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In die Achtzigerjahre des 19. Jahrhunderts fällt auch eine technische Entwicklung, die das Leben der Menschen im 20. Jahrhundert prägen sollte: die Erfi ndung des Automobils. Nikolaus August Otto hatte bereits 1876 einen Verbrennungsmotor ent wickelt, der sich wegen seines niedrigen Energieverbrauchs für den Betrieb von Fahrzeugen eignete. 1886 konstruierten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach in Stuttgart das erste von einem Benzinmotor betriebene Automobil, den sogenannten Motorwagen. Zur gleichen Zeit arbeitete in Mannheim Carl Benz ebenfalls an der Entwicklung eines Autos. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Autos aber noch weitgehend als Einzelanfertigungen in Handarbeit hergestellt. Die Produktionszahlen blieben daher niedrig und die Preise hoch. Erst nach der Jahrhundertwende begann die industrielle Massenproduktion. Die Erfi ndung des Verbrennungsmotors wirkte sich auch auf den beginnenden Luftverkehr aus. Mehr als 100 Jahre nach dem ersten Flug von Menschen in einem Heißluftballon erreichte der Traum vom Fliegen neue Dimensionen. Ferdinand Graf von Zeppelin konstruierte 1899 ein Luftschiff, das sich dank eines Gasgemisches und eines Motors fortbewegte. Zwischen 1900 und 1940 diente es sowohl der Personenbeförderung als auch militärischen Zwecken. 1903 unternahmen die Brüder Wilbur und Orville Wright die ersten Motorfl üge an der amerikanischen Ostküste – zwei Jahre nachdem dem Amerikaner Gustav Whitehead der erste bemannte Motorfl ug gelungen war. Vor allem die militärische Nutzung führte zu einem Auftrieb für den Flugzeugbau: Wurden 1912/13 noch 1 000 Flugzeuge weltweit gebaut, produzierte allein das Deutsche Reich während des Ersten Weltkrieges 44 000 Flugzeuge. Welthandel und internationale Konkurrenz Die neuen Verkehrswege, Nachrichtentechniken und die intensivierten Handelsund Kapitalbeziehungen sorgten für bessere Absatzmöglichkeiten und ein enormes weltweites Wirtschaftswachstum. Begünstigt wurde dies durch den Freihandel, zu dem nach britischem Vorbild um die Mitte des 19. Jahrhunderts auch andere europäische Staaten übergingen und der nun einen von Zöllen und anderen staatlichen Eingriffen unbehinderten Warenaustausch ermöglichte. Gleichzeitig hatten die intensivierten weltwirtschaftlichen Verfl echtungen – Historiker sprechen von einem ersten „Globalisierungsschub“ – einen steigenden Wettbewerb zur Folge und ließen die Industriestaaten immer mehr vom Weltmarkt und damit auch von konjunkturellen Krisen abhängig werden. Die auf den Boom der Gründerjahre folgende Wirtschaftskrise von 1873 erschütterte das ungebrochene Vertrauen in die Selbstregulierung der Wirtschaft durch das „freie Spiel der Kräfte“ und brachte ein Umdenken in der Wirtschaftspolitik. Der Ruf nach staatlichen „Schutzzöllen“, die den deutschen Markt vor der ausländischen Konkurrenz abschirmen sollten, wurde immer lauter. Besonders die Landwirtschaft sah sich von den billigen amerikanischen und russischen Getreide importen bedroht. 1879 ging das Deutsche Reich von der Freihandelszur Schutzzollpolitik (Protektionismus) über und folgte damit dem Beispiel anderer Industrienationen wie Frankreich, den USA, Russland, Österreich-Ungarn und Italien. In Abkehr von der wirtschaftsliberalen Grundüberzeugung sah es der Staat zunehmend als seine Aufgabe an, Handel und Wirtschaft zu schützen und durch die Festlegung von Marktpreisen oder Verkehrstarifen regulierend einzugreifen. Zusätzlich unterstützte die Regierung die Industrie beim Aufbau von Handelsvertretungen im Ausland oder versorgte Reedereien, Werften und die Rüstungsindustrie mit Aufträgen. i Erste elektrische Straßenbeleuchtung in Berlin. Ölgemälde von Carl Saltzmann, 1884. Der US-Amerikaner Thomas A. Edison war der erste, der die von ihm entwickelte Glühlampe mit dem Dynamo kombinierte und beides 1881 auf der Internationalen Elektrizitätsausstellung in Paris bekannt machte. Bald darauf erhielten die ersten Städte in Europa elektrische Straßenbeleuchtungen, so auch Berlin, wo am Abend des 20. September 1882 am Potsdamer Platz die erste Anlage in Betrieb genommen wurde. p Zeigen Sie anhand des Gemäldes die Vorzüge der elektrischen Straßenbeleuchtung auf. 193Vom industriellen Aufbruch zur Industriegesellschaft Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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