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Der restaurative Staat und seine Gegner Das Wartburgfest – Blick zurück nach vorn Der erste spektakuläre Auftritt der nationalen und liberalen Bewegung in den deutschen Staaten war das Wartburgfest von 1817. Organisiert hatten es die national gesinnten Burschenschaften, die allmählich die herkömmlichen landsmann schaft li chen Studentenverbindungen nach dem Vorbild der 1815 in Jena gegründeten Urburschenschaft ablösten (u M1). Materiell vom Landesherrn, Großherzog August von Sachsen-Weimar-Eisenach, unterstützt, feierten am 18./19. Oktober 1817 etwa 500 (meist evangelische) Studenten aus elf Universitäten das Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig und das 300-jährige Reformationsjubiläum in einem Fest auf der Wartburg bei Eisenach. Rückblickend beschworen sie die militärische Befreiung des Vaterlandes und die geistigreligiöse Befreiung durch die Reformation, um daraus die zukunftsweisenden Forderungen nach nationaler Einheit und Freiheit abzuleiten. Sie kritisierten die gegenwärtigen nationalen, konstitutionellen und militärischen Verhältnisse und forderten einen nationalen Zusammenschluss. Am Ende der Feier wurden auf dem Wartenberg symbolisch mehrere Bücher „undeut scher“ Gesinnung“ (darunter der Code civil) sowie Symbole der alten Ordnung (darunter ein österreichischer Korpo ralsstock und ein preußischer Ulanenschnürleib) verbrannt. Wirkungen und Reaktionen Während das Fest bei dem liberal und national eingestellten Bürgertum eine wohlwollende Aufnahme fand, empfand es der preußische König als offene Aufforderung zum Aufstand. In Preußen wurden Teilnehmer verhört und verfolgt und im Dezember 1817 schließlich die Burschenschaften verboten. Trotzdem konnte am 18. Oktober 1818 in Jena die Allgemeine deutsche Burschenschaft gegründet werden. Ihr Symbol wurde die rot-schwarz-rote Fahne mit einem goldenen Eichenzweig. Zum Wahlspruch bestimmten sie die Worte „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Vom Herbst 1818 an planten die Regierungen bun des weite Maßnahmen gegen die Opposition. Grün de für das Vorgehen gegen die liberale und na tionale Bewegung bot dann ein po li tisch motiviertes Attentat. Am 23. März 1819 wurde in Mannheim der populäre Lustspieldichter und Berater des russischen Zaren, Karl August von Kotze bue, von dem 23-jährigen Theologiestu den ten und Burschenschafter Karl Ludwig Sand aus Wun siedel (Franken) erstochen. Die Karlsbader Beschlüsse Im August 1819 trafen sich im böhmischen Karlsbad Minister aus zehn Bundesstaaten. Unter der Leitung Metternichs verfassten sie Beschlüsse gegen die nationale und liberale Bewegung, die als Bundesgesetze in Kraft gesetzt wurden. Das „Bundes-Universitätsgesetz“ stellte Professoren, Studenten und den Lehrbetrieb unter Staatsaufsicht. Die Burschenschaften wurden verboten und ihre Anhänger mit Berufsverboten bedroht. Das „Bundes-Pressgesetz“ führte die Vorzensur i Verbrennungsszene auf dem Wartburgfest. Kolorierter Stahlstich von 1817 (Ausschnitt). 233Der restaurative Staat und seine Gegner Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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