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277Verlauf und Folgen des Ersten Weltkrieges Kämpfe im Osten Die Hoffnungen der Entente, die Mittelmächte nach Kriegsbeginn durch „russische Massenheere“ in Bedrängnis zu bringen, erfüllten sich nicht. Zwei in Ostpreußen eingedrungene russische Armeen wurden – trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit – im August und September 1914 unter der Führung des Generals Paul von Hindenburg und seines Stabschefs Erich Ludendorff geschlagen. Die Siege von Tannenberg und den Masurischen Seen verhalfen beiden Offi zieren zu riesiger Popularität. Ab 1916 führten diese beiden Generäle die Oberste Heeresleitung (OHL) an und übten eine gewaltige Macht über die Armee und das ganze Land aus. Die Kämpfe an der Ostfront verliefen wechselvoller als im Westen. Teile Galiziens mussten 1914 der russischen Armee überlassen werden. Die österreichisch-ungarische Armee verlor in diesen Kämpfen etwa ein Drittel ihrer Feldstärke. Jedoch konnte die gefürchtete „russische Dampfwalze“ gestoppt werden. 1915 musste Russland sich aus Galizien zurückziehen und auch Teile des Baltikums und Polen räumen. Dann erstarrte auch dieser Kampf im Grabenkrieg. Das Jahr 1916 brachte nochmals russische Erfolge, aber die Angriffskraft der überanstrengten russischen Armeen war damit erschöpft. Der Seekrieg Die deutschen Schlachtschiffe wurden in den Häfen zurückgehalten, da man ihre Vernichtung durch die überlegene englische Flotte nicht riskieren wollte. Die Seeschlacht im Skagerrak (1916), bei der den Engländern großer Schaden zugefügt wurde, blieb eine Ausnahme. Dank britischer Überlegenheit bestand die Seeblockade fort. Militärisch und politisch folgenreicher wurde der Einsatz der neuen Unterseeboote. Als Reaktion auf die Blockade hatte Deutschland die Gewässer um England im Februar 1915 zum Sperrgebiet erklärt. Man wollte im Gegenzug auch England aushungern. U-Boote versenkten Schiffe, auch neutrale und zivile, und dies zur eigenen Sicherheit oft ohne Vorwarnung („uneingeschränkter U-Boot-Krieg“). Die neutralen Staaten waren empört. Im Mai 1915 wurde der britische Passagierdampfer Lusitania torpediert und 1 200 Menschen kamen um. Darunter waren über 100 amerikanische Staatsbürger. Deshalb drohte der Bruch mit den USA. Nach scharfen Drohungen der USA wurde der uneingeschränkte U-Boot-Krieg vorerst (bis 1917) eingestellt. Zur selben Zeit wurden in Deutschland die Folgen der englischen Seeblockade immer spürbarer: Die Lebensmittelnot der Zivilbevölkerung verschärfte sich. Im „Steckrübenwinter“ 1916/17 gab es bereits Hungertote. Trotz der ungeheuren Opfer auf beiden Seiten war aber auch Ende 1916 ein baldiges Ende des Krieges nicht in Sicht. Technik des Todes Der Erste Weltkrieg unterschied sich von früheren Kriegen vor allem durch die Masse an Soldaten und Kriegsmitteln sowie die Größe des Kriegsgebietes. Etwa 64 Millionen Soldaten wurden weltweit mobilisiert, mehr als in jedem Krieg zuvor. Wissenschaftliche Fortschritte und technische Neuerungen wurden umfassend genutzt. Zu Beginn der Kämpfe verfügten die Mittelmächte und die EntenteStaaten zusammen über knapp 600 Flugzeuge. Am Ende des Krieges sollte das Deutsche Reich 48 000, Frankreich 52 000 und Großbritannien 55 000 Flugzeuge gebaut haben. Das Fluggerät wurde zur spezialisierten Waffe, etwa zum Bomber, zum Aufklärer oder zum Jagdfl ugzeug. Jagdfl ieger wurden von der Propaganda zu „Rittern der Lüfte“ verklärt und sammelten als „Fliegerasse“ gegnerische Abschüsse. 28 deutsche Unterseeboote waren zu Beginn des Krieges fertiggestellt; 1918 hatte Deutschland fast 400 Stück gebaut. Um die erstarrten Fronten zu durchbrechen und wieder zum Bewegungskrieg zu kommen, setzte die britische Armee ab 1916 Panzer („tanks“) ein. i Rettungsring der „Lusitania“. Erich Ludendorff (1865 1937): 1914 Generalstabschef im Ersten Weltkrieg und gemeinsam mit Hindenburg Oberbefehlshaber der deutschen Truppen an der Ostfront; 1924 1928 Abgeordneter im Reichstag Paul von Hindenburg (1847 1934): 1914 1916 Oberbefehlshaber der Truppen an der Ostfront, 1916 1918 Chef des Generalstabs, 1925 1934 Reichspräsident Nu r z u Pr üf zw ck en Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V e la gs | |
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