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tierte englische Baumwollwaren eingeführt wurde, glaubte Lancashire seine Interessen so geschädigt, dass es die Belastung in Indien hergestellter Gewebe mit einer Ausgleichsabgabe in Höhe des Einfuhrzolls erzwang. Diese Maß nahme, die in Indien größte Erbitterung hervorrief, wurde erst 1926 aufgehoben. [...] Es bleibt [...] Tatsache, dass die britisch-indische Regierung für soziale und wirtschaftliche Fördermaßnahmen, für die Hebung des Lebensstandards der Massen immer zu wenig Geld hatte. Der Kongress sah seit seiner Frühzeit einen Hauptgrund dafür darin, dass die britische Herrschaft für Indien zu teuer sei. Seine Angriffe richteten sich besonders gegen die Höhe der „Heimatlasten“ (home charges); das waren die nach England zu überweisenden Beträge: Zinsen für in Indien investiertes Leihkapital, garantierte Gewinne für die englischen Eisenbahnfi rmen, die hohen Gehälter und Pensionen britischer Beamter, bis 1919 auch die Kosten für das Londoner Indienamt. Nach indischen Berechnungen fl oss auf diese Weise alljährlich fast die Hälfte des indischen Netto-Staatseinkommens ab. Die Theorie vom Aderlass Indiens (drain theory) wurde eines der Schlagworte der nationalistischen Literatur, während die Engländer in den home charges die angemessene Bezahlung für erbrachte Leistungen sahen. Viel Erbitterung erzeugten auch die hohen Ausgaben für die Armee, die großenteils gar nicht indischen Zwecken, sondern britischen imperialen Interessen in Südostasien oder Afrika diente. [...] Zudem wurde in der Armee die Rassenschranke besonders strikt eingehalten. [...] Damit sind einige der Klagen genannt, die der Kongress erhob. In seiner Frühzeit war er auf streng konstitutionelle Methoden bedacht. In zahlreichen Resolutionen versuchte er, Reformen zu erreichen und zu zeigen, dass England in Indien seinen edelsten Prinzipien untreu werde und eine „unbritische Herrschaft“ ausübe. Georg Buddruss, Indien unter britischer Herrschaft von 1858 bis zum Zweiten Weltkrieg, in: Lucien Bianco (Hrsg.), Das moderne Asien, Frankfurt am Main 122004, S. 14 50, hier S. 19 21 1. Erläutern Sie die von indischer Seite auch als „drain of wealth“ (Abfl uss des Reichtums) bezeichnete britische Politik in Indien. 2. Stellen Sie die von Buddruss dargestellte Indienpolitik Curzons Aussagen in M2 gegen über. 3. Beurteilen Sie, welche Vorund Nachteile die britische Kolonialherrschaft für Indien mit sich brachte. u Foto von Opfern der großen Hungersnot im südindischen Madras zwischen 1876 und 1878. Naturkatastrophen, aber auch die einseitig auf den britischen Export ausgerichtete Landwirtschaft verursachten in Indien immer wieder große Hungersnöte, durch die mehrere Millionen Menschen starben. Mit dem Bau von Bewässerungskanälen versuchte die britische Kolonialregierung zwar, das Ausmaß von Dürre und Hochwasser einzudämmen, wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut unternahm sie jedoch nicht. So wurde sogar während der Hungersnöte noch Weizen aus Indien exportiert. 30 35 40 45 50 55 99Vom Handel zur Herrschaft: der englische Imperialismus am Beispiel Indiens Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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