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M1 Urbanisierung Die Verteilung von Stadtund Landbevölkerung im Deutschen Reich: Nach: Gerd Hohorst u. a. (Hrsg.), Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch, Bd. II: Materialien zur Statistik des Kaiserreichs 1870-1914, München 21975, S. 52 1. Setzen Sie die Tabelle in eine geeignete Diagrammform um, die das Verhältnis von Stadtund Landbevölkerung anzeigt. Erläutern Sie die Entwicklung. 2. Finden Sie heraus, welche Bevölkerungsentwicklung in Ihrer Region im 19. Jahrhundert und später stattfand. Vergleichen Sie diese mit M1. arbeiters, hatte der furchtbaren Hitze wegen die Tür der Küche, in der sie lag, und die Tür nach dem Treppenhause hin offen gelassen. […] Die Atmosphäre in dem Raum war fürchterlich, denn wegen des Lärms der spielenden Kinder konnte die Kranke das Fenster den ganzen Tag nicht öffnen. […] Nur wenig ärmlicher Hausrat fand sich in dem unwohnlichen Raum. Auf der kleinen eisernen Kochmaschine standen ein paar Töpfe, die nach dem letzten Gebrauch noch nicht gereinigt waren; den einzigen Tisch bedeckten ein paar Teller und Gläser, Zeitungsblätter, Kamm, Bürste und Seifenschale, eine Schachtel mit Salbe zum Einreiben, Teller mit Speiseresten und andere Gegenstände. Der geringe Kleidervorrat der Familie hing an den Wänden; ein paar halbverblasste Familienbilder und ungerahmte Holzschnitte aus einer illustrierten Zeitung bildeten den einzigen Schmuck. Außer der Frau und ihrem Manne lebten in dieser Küche noch drei Kinder, von denen das älteste, ein Mädchen, 14 Jahre, die beiden Knaben etwa 7 und 4 Jahr alt waren. Das Bett der Kranken, die einzige sichtbare Schlafgelegenheit, war etwas quer geschoben, sodass sie von ihm aus, ohne sich zu erheben, den Wasserzapfhahn erreichen konnte; hinter dem Bett eine Kommode; in der Ecke ein Korblehnstuhl, sonst nur zwei hölzerne Schemel ohne Lehne. […] Ich fragte die Frau nach ihren „Wohnschicksalen“ in der Großstadt. […] Meistens hatten sie nur einen Raum ermieten können, seit sie in Berlin selbst wohnten; nur etwa zwei Jahre lang im Ganzen, bei etwas höherem Verdienst und regelmäM2 Armenwohnung Der spätere SPD-Reichstagsabgeordnete Albert Südekum schildert Mitte der 1890er-Jahre seine Eindrücke von einer Mietskaserne: Ein heißer, schwüler Augustnachmittag. […] Die stagnierende Luft des engen Hofes lag bleischwer auf dem unsauberen Pfl aster, die Wände des Hauses strömten eine brütende Hitze aus, nachdem schon tagelang die Sonne ihre Glutpfeile unbarmherzig auf die Steinund Asphaltwüste der staubigen Großstadt herniedergesandt hatte. Ein Gefühl der Beklemmung legte sich mir auf die Brust, als wir durch die enge Tür zum Treppenhaus traten und die Stiegen emporklommen. Fast jede Stufe knarrte und ächzte laut unter unserem Tritt, und obschon wir beide nur leichtes Schuhwerk trugen, vollzog sich der Aufstieg nicht ohne beträchtliches Geräusch. Wie es erst in einem solchen Hause kracht und dröhnt, wenn ein müder, schwerer Mann mit derben Nagelstiefeln die Stufen hinaufstapft, davon macht sich der „herrschaftlich“ Wohnende keine Vorstellung. Auf jeden Treppenpodest gingen drei Türen, die meisten mit mehreren Schildern oder Karten behängt. In diesem Quergebäude gab es fast nur zweiräumige Wohnungen, aus Stube und Küche bestehend. Viele Mieter teilten ihre Räume noch mit Schlafburschen oder Logiermädchen. Die Patientin meines Freundes, die Frau eines GelegenheitsProzentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung in Gemeinden mit weniger als 2 000 Einwohnern 2 000 bis 5 000 Einwohner 5 000 bis 20 000 Einwohner 20 000 bis 100 000 Einwohner 100 000 und mehr Einwohner 1871 63,9 12,4 11,2 7,7 4,8 1880 58,6 12,7 12,6 8,9 7,2 1890 53,0 12,0 13,1 9,8 12,1 1900 45,6 12,1 13,5 12,6 16,2 1905 42,6 11,8 13,7 12,9 19,0 1910 40,0 11,2 14,1 13,4 21,3 5 10 15 20 25 30 35 40 45 211Lebensund Arbeitsbedingungen im Wandel N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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