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2000190015001400 1700 18001600 Der ehemalige Papst Benedikt XVI., ein Deutscher, sagte 2007 während einer Rede in Brasilien (siehe S. 156 f.): „Welche Bedeutung hatte aber die Annahme des christlichen Glaubens für die Länder Lateinamerikas und der Karibik? Es bedeutete für sie, Christus kennenzulernen und anzunehmen, Christus, den unbekannten Gott, den ihre Vorfahren, ohne es zu wissen, in ihren reichen religiösen Traditionen suchten. Christus war der Erlöser, nach dem sie sich im Stillen sehnten.“ Seine Sichtweise, dass die indigene Bevölkerung Amerikas nur auf die Europäer und das Christentum gewartet habe, ist nicht nur sehr umstritten und einseitig, sondern auch von einem sehr europäischen Standpunkt aus formuliert. Zudem blendet sie in der Betonung der Integration von Kulturen, die hier sogar als Übernahme europäischer Werte durch Andere verstanden wird, die mög lichen anderen Punkte aus, nämlich beispielsweise gewalttätige Konfrontationen, die zu einem Zwang führten, diese Werte zu übernehmen. In diesem zweiten und damit ersten inhaltlich gebundenen Teil des Einführungsjahrgangs werden Sie sich mit interkulturellen Beziehungen beschäftigen. Damit einher geht die Analyse von Möglichkeiten und Grenzen des Zusammenlebens verschiedener Kulturen, auch jenseits Deutschlands. Dazu gehört die Geschichte von für Europäer lange Zeit fremden Gebieten, beispielsweise China, aber auch von anderen Glaubensrichtungen jenseits des Christentums, beispielsweise dem Islam. Insbesondere werden Sie aber untersuchen, wie die Möglichkeiten des Aufeinandertreffens ausgesehen haben. Es gibt dabei die Möglichkeit einer friedlichen Begegnung, die eine Kultur verändert – oder sogar beide. Außerdem gibt es aber noch die Möglichkeit der kriegerischen Auseinandersetzung, die durch die Konfrontation dafür sorgt, dass eine Kultur reduziert wird oder sogar untergeht. Schließlich ist auch noch eine dritte Möglichkeit vorhanden, nämlich die, dass beide Kulturen schlicht nebeneinander existieren. Alle diese Varianten werden in diesem Kapitel eine Rolle spielen. Begegnungen von Kulturen gab es zu praktisch jeder Zeit in der Geschichte. Demzufolge werden Sie sich weniger mit der chronologischen Abfolge beschäftigen, als vielmehr mit den Strukturen, die verschiedenen Begegnungen zugrunde gelegen haben. Sie können an unterschiedlichen Beispielen aus der Geschichte lernen, wie diese Begegnungen jeweils gestaltet worden sind – und Sie sollen darüber nachdenken, was Sie aus diesen Kenntnissen für Ihren eigenen Umgang mit anderen Kulturen für sich an Erkenntnissen mitnehmen können. 1520 1566 Blütezeit des Osmanischen Reiches unter Sultan Süleyman I. 1517 Martin Luther veröffentlicht seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel; die Reformation beginnt. 16. / 17. Jh. Handelskompanien wie die englische Ostindienkompanie organisieren weltweit den Handel und die koloniale Ansiedlung. 1685 Edikt von Fontainebleau; ca. 200 000 Hugenotten fl iehen in Nachbarländer. 1492 Christoph Kolumbus landet auf einer Insel vor der Küste Nordamerikas. 1904 Aufstand der Herero in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika 1880-1914 Periode des Hochimperialismus 1848 1851 Schleswig-Holsteinische Erhebung 1870er-Jahre Hochindustrialisierung in Deutschland; Beginn der Zuwanderung der „Ruhrpolen“ 1871 Gründung des Deutschen Reiches Ende der 1950er-Jahre bis 1973 Rund 14 Millionen „Gastarbeiter“ kommen im Rahmen des „Wirtschaftswunders“ in die Bundesrepublik. 1837-1901 In der Regierungszeit Königin Viktorias ist das britische Empire die unumschränkte Weltmacht. 1508 Beginn der spanischen Eroberungen in der Karibik und in Mittelamerika 1453 Osmanen erobern Konstantinopel, damit endet das Oströmische Reich. 1460 Im Vertrag von Ripen wird die Zugehörigkeit Schleswigs und Holsteins zum Königreich Dänemark vereinbart. 1900 Boxeraufstand in China In diesem Kapitel können folgende Kompetenzen erworben werden: u Wahrnehmungskompetenz: Sie entwickeln gezielte und weiterführende Fragen für die thematisierten historischen Inhalte unter der übergeordneten Problemstellung des Kapitels. u Erschließungskompetenz: Sie erschließen die verschiedenen historischen Begegnungen von Kulturen durch fachgerechte Interpretation verschiedener Quellenarten und Analyse historischer Darstellungen. u Sachurteilskompetenz: Sie erörtern aus unterschiedlichen Perspektiven die Ursachen und Folgen verschiedener interkultureller Begegnungen an historischen Fallbeispielen und nehmen mögliche Verallgemeinerungen vor. u Orientierungskompetenz: Sie bewerten Formen, Möglichkeiten und Grenzen der Begegnung und des Zusammenlebens verschiedener Kulturen. Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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