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M1 Heinrich IV. nimmt die Juden von Speyer unter seinen Schutz Die jüdische Gemeinde in Speyer ist eine der bedeutendsten des Reiches. 1090 nimmt sie Heinrich IV. unter seinen Schutz: Allen Bischöfen, Äbten, Herzögen, Grafen und allen, die den Gesetzen unseres Reiches unterworfen sind, sei bekannt, dass einige Juden […] mit ihren Glaubensgenossen in Speyer vor uns getreten sind und gebeten haben, dass wir sie mit ihren Kindern und mit allen, die durch ihre Stellvertretung auf unsere Gesetzgebung zu hoffen scheinen, unter unseren Schutz nehmen und sie darin halten. Dass wir dies getan haben, sollen alle unsere Getreuen zur Kenntnis nehmen. Auch sollen sie die freie Erlaubnis haben, ihre Güter mit wem auch immer es ihnen beliebt in gerechtem Handel auszutauschen und sich frei und unbehelligt in den Grenzen unseres Reiches zu bewegen, ihren Handel und Warenaustausch zu betreiben, zu kaufen und zu verkaufen, und niemand soll von ihnen einen Zoll eintreiben oder irgendeine öffentliche oder private Abgabe von ihnen fordern. In ihren Häusern sollen ohne ihr Einverständnis keine Fremden einquartiert werden, und keiner soll von ihnen ein Pferd für die Reise des Königs oder des Bischofs oder unfreiwillige Dienste für die Beförderung des Königs verlangen. Wenn aber eine gestohlene Sache bei ihnen gefunden werden sollte und ein Jude sagt, er habe sie gekauft, so beweise er durch einen Eid nach seinem eigenen Gesetz, für wie viel er sie gekauft hat. Diesen Betrag soll er erhalten und die Sache dem, dem sie gehört hat, zurückgeben. Niemand soll es wagen, ihre Söhne oder Töchter gegen ihren Willen zu taufen, und wenn jemand sie zur Taufe gezwungen hat, sei es, dass sie heimlich geraubt wurden, oder es sei, dass sie mit Gewalt entführt wurden, soll er zwölf Pfund [Gold] an die Schatzkammer des Königs oder des Bischofs zahlen. Wenn irgendjemand aus eigenem Antrieb getauft werden soll, so soll er drei Tage lang zurückgehalten werden, sodass man voll und ganz erkennt, ob er wirklich um der christlichen Religion willen oder ob er aufgrund irgendeines ihm zugefügten Unrechts sein Gesetz verlässt, und wie er sein Gesetz aufgibt, so soll er auch seinen Besitz aufgeben. Zitiert nach: Julius H. Schoeps und Hiltrud Wallenborn (Hrsg.), Juden in Europa, Darmstadt 2001, S. 121 ff. 1. Arbeiten Sie aus dem Text heraus, welchen Widrigkeiten und Zumutungen die Juden ausgesetzt waren. 2. Erläutern Sie die Bedeutung der Juden für die Stadt Speyer. 3. Erörtern Sie, inwieweit Sie das Vorgehen Heinrichs IV. für nachvollziehbar halten. M2 Judenpogrome im Rheinland 1096 a) Der Chronist Albert von Aachen berichtet zum Jahr 1096: Dieses Judenmorden wurde zuerst in Köln von den Bürgern verübt: Unvermutet fi elen sie über eine kleine Zahl von Juden her und machten die meisten von diesen mit schweren Verwundungen nieder, zerstörten ihre Häuser und Synagogen und verteilten unter sich das meiste von dem erbeuteten Geld. Als die anderen Juden solche Grausamkeit sahen, machten sie sich, ungefähr 200, in der Stille der Nacht auf die Flucht und suchten zu Schiff nach Neuss zu entkommen. Als aber die Pilger und die mit dem Kreuz gezeichneten davon erfuhren, ließen sie auch nicht einen von den Fliehenden am Leben, sondern richteten unter ihnen das gleiche Morden an und raubten ihnen all ihre Habe. b) Der jüdische Gelehrte und Dichter Elieser ben Nathan wird um die Zeit des Pogroms in Mainz geboren. In einer Chronik beschreibt er 1147 die Verfolgungen in deutschen Städten: Als sie auf ihrem Weg durch die [rheinischen] Städte kamen, in denen Juden wohnten, sprachen sie in ihrem Herzen: „Sehet, wir ziehen dahin, um unseren Heiland aufzusuchen und Rache für ihn an den Mohammedanern zu üben, und hier sind die Juden, die ihn umgebracht und gekreu zigt haben! So lasset zuerst an ihnen uns Rache nehmen und sie austilgen unter den Völkern, dass der Name Israel nicht mehr erwähnt werde; oder sie sollen unseresgleichen werden und zu unserem Glauben sich bekennen.“ [...] Am 18. Mai überfi elen die Wölfe in der Wüste die Gemeinde Worms. [...] Da erhoben sich die Feinde und Dränger gegen die Juden, die in ihren Häusern waren, trieben sie heraus und brachten sie um, Männer, Frauen und Kinder, Jünglinge und Greise; sie rissen die Häuser nieder, stürzten die Treppen um, machten Beute und plün derten. Sie nahmen die heilige Thora, traten sie in den Straßenkot, zerrissen und schändeten sie, schleppten sie fort, um Spott und Scherz damit zu treiben. [...] Sie ließen keinen von ihnen übrig, außer einigen wenigen, [...] die sie gewaltsam zur Taufe zwangen. [...] Später hielten die so Bekehrten ihre Taufe für nichts anderes als bloße Beschmutzung und Besudelung. Erster Text zitiert nach: Peter Milger, Die Kreuzzüge, Gütersloh 1989, S. 37 Zweiter Text zitiert nach: Adolf Neubauer und Moritz Stern, Hebräische Berichte über die Judenverfolgungen während der Kreuzzüge, Berlin 1892, S. 154 156 1. Fassen Sie das Vorgehen von Christen gegenüber Juden zusammen. 2. Stellen Sie die Reaktionen der Juden dar. 3. Erklären Sie mögliche Gründe für diese Pogrome. 5 10 15 20 25 30 35 5 10 15 20 25 30 47Christliche und islamische Welt Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C .B uc h er V rla gs | |
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