Volltext anzeigen | |
Dem Sohn von König Sancho, Alfons I. von Aragón, gelangen große Gebietsgewinne. 1118 eroberte er Saragossa und ermöglichte so die Ausdehnung seines Reiches nach Süden. Inzwischen rivalisierten nämlich die fünf christlichen Reiche um die Eroberung neuen Landes und verbündeten sich gegeneinander selbst mit muslimischen Kräften. Um eine „Befreiung“ der Christen aus muslimischer Herrschaft ging es ohnehin kaum noch. Die christlichen Mozaraber waren längst eine schwindende Minderheit. Von islamischen Herrschern wurden um 1125 viele ihrer Reste nach Nordafrika deportiert. Die Muslime warfen ihnen vor, sich mit Feinden des Islam verbündet und damit gegen ihren Dhimmi-Status verstoßen zu haben. Mitte des 13. Jahrhunderts war die „Reconquista“, wie die Rückeroberung später genannt wurde, weitgehend abgeschlossen und Spanien wurde fest in die römische Kirche integriert (u M6). Nur das Emirat Granada hielt sich noch, bis auch dieses letzte islamisch beherrschte Gebiet in Spanien 1492 erobert wurde. Ritterorden – auch in Spanien Im Verlauf der Kriege gegen die Muslime entstanden etwa zehn neue Ritterorden. Sie verbanden das Ideal des Rittertums mit dem Mönchtum: Aufgenommen wurden Ritter, die bereit waren, sich durch ein Gelübde zu einer mönchsähnlichen Lebensform (Gehorsam, Armut, Ehelosigkeit) zu verpfl ichten. Als erster Ritterorden wurden die Johanniter gegründet, die auch Hospitaliter hießen. Sie gingen aus einem christlichen Pilgerhospital hervor, das schon im frühen 11. Jahrhundert in Jerusalem eröffnet wurde. Vor dem Ersten Kreuzzug wurde es vergrößert und sorgte bei der Eroberung Jerusalems gleichermaßen für christliche, muslimische und jüdische Verletzte. Viele Kreuzritter legten das Schwert ab und schlossen sich der Hospitalgemeinschaft an. 1113 wurde der so entstandene Ritterorden, dessen Hauptanliegen die Krankenversorgung blieb, vom Papst anerkannt. Der zweite Ritterorden war der Templerorden, der nach seinem Hauptsitz auf dem Jerusalemer Tempelberg benannt ist. Er wurde 1119 von einem französischen Adligen gegründet. Sein Ziel war der bewaffnete Schutz der Pilger auf ihrem Weg nach Jerusalem. Die Anzahl der Ordensmitglieder im Heiligen Land hat insgesamt niemals mehr als einige Hundert überschritten. Aber die Ritterorden warben im Westen für ihr An liegen und erhielten zahlreiche Spenden, vor allem Ländereien. Beide Orden entwickelten sich zu großen, länderübergreifenden Organisationen mit reichem Besitz in Palästina und vielen Niederlassungen im Abendland. Je mehr schlechte Nachrichten dort über die Lage im Heiligen Land bekannt wurden, desto größer wurde die Bereitschaft, die Orden materiell zu unterstützen. Mythos Kreuzzüge? Im Mittelalter galten die Kreuzzüge auf christlicher Seite als nachahmenswerte Unternehmungen; Kritiker waren in der Minderheit. Die meisten Autoren stellten dabei jedoch nicht den Kreuzzugsgedanken insgesamt infrage, sondern bemängelten Aspekte seiner Praxis. Eine generelle Ablehnung blieb die Ausnahme (u M7). In der Frühen Neuzeit diente der Begriff zur Legitimation von Krieg gegen die Türken. Im 20. Jahrhundert verband man ihn mit dem Kampf gegen den Nationalsozialismus. Der Oberbefehlshaber der US-Truppen Dwight D. Eisenhower (1890 1969) nannte sein Kriegstagebuch „Crusade in Europe“. Heute sind die Kreuzzüge in der Regel ein Negativmythos (u M8). Sie gelten als ungerechte Kriege gegen kulturell und moralisch höherstehende Gesellschaften, als Ausdruck des europäischen Kolonialismus, manchmal sogar als Vorläufer des Holocaust. Die Gewalttaten von Kreuzfahrern bilden wichtige jüdische Erinnerungsorte. Vor allem in der arabischen Welt werden die Kreuzzüge von vielen Muslimen als Zeichen der westlichen Unterdrückung und der europäischen Kolonialherrschaft gesehen (u M9). Mozaraber: Christen auf der Iberischen Halbinsel nach der maurischen Eroberung. Sie sprachen Latein, das sie in arabischer Schrift notierten, und feierten die Messe auf eigene, von Rom unabhängige Weise. Emirat: Herrschaftsgebiet eines Emirs (arab.: Befehlshaber, Fürst), dem Statthalter einer Provinz. i Wappen vom Deutschen Orden (li.) und Johanniterorden (re.). p Informieren Sie sich auf den Internetseiten der beiden Ritterorden über deren weitere Geschichte und ihr heutiges Wirken. 53Kreuzzugsbewegungen Nu r z u P üf zw e ke n Ei ge nt um d s C .C .B u hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |