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Janitscharen eine Schale mit einem Getränk angeboten. Nachdem er diese geleert hatte, wurde das Gefäß mit Gold gefüllt, und der Sultan musste zu seinen Elitesoldaten sagen: „Wir sehen uns wieder beim Goldenen Apfel.“ Der Herrscher stellte seiner Truppe also eine baldige Eroberung in Aussicht. Weltherrschaftsansprüche: Die Herrschaftsideologie der Osmanen beinhaltete den Anspruch auf die Weltherrschaft. Besonders deutlich ist das bei Mehmed II. zu erkennen. Dieser Sultan gilt wegen der Einnahme Konstantinopels als Prototyp eines osmanischen Eroberers. Er war dabei einerseits von religiösen Vorstellungen geleitet, andererseits spielten Ansprüche auf die Weltherrschaft eine Rolle. Diese hatte drei Wurzeln: 1. das Weltreich der Mongolen, insbesondere Tschingis Chan (ca. 1167 1227), der ganz Zentralasien und Nordchina unterworfen hatte 2. das Selbstverständnis der Türken als „auserwähltes Volk“ 3. antike Einfl üsse: Nach der Eroberung Konstantinopels nahm Mehmed II. den oströmischen Kaisertitel an und stellte sich so über alle anderen Monarchen. Daher weigerten sich die Osmanen auch lange, die Habsburger als „Kaiser“ zu titulieren. Mehmeds Feldzug 1480 zur Eroberung Roms, der scheiterte, lässt sich als Versuch verstehen, das Imperium Romanum, im zeitgenössischen Denken das Weltreich schlechthin, wiederherzustellen. Beutemachen: Ein Motiv, das nicht unterschätzt werden darf, war das Beutemachen. Traditionell erhielt der Sultan ein Fünftel der geraubten Güter. Janitscharen: Feldzüge beschäftigten die Truppe und hielten sie von Revolten ab. Kavallerie: Traditionell erhielten Reitersoldaten als Lohn für ihre Verdienste vom Sultan ein Stück Land, von dem sie sich in Friedenszeiten durch die Abgaben der Bauern ernähren konnten. Die Zunahme der Größe der Armeen im Verlauf der Frühen Neuzeit steigerte daher den Bedarf an Grund und Boden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Islam ohne Zweifel ein wichtiger Antriebsfaktor der osmanischen Expansion war (u M1, M2). Er allein erklärt jedoch nicht die enorme Dynamik. Ebenso spielten weltliche Motive eine wichtige Rolle: Ansprüche auf die Weltherrschaft, das Beutemachen, die Beschäftigung der Janitscharen und die Versorgung der Kavallerie. Die Bedeutung dieser Faktoren wechselte von Zeit zu Zeit. Tendenziell räumt die Forschung den profanen Motiven zunehmend mehr Bedeutung ein. Das Osmanische Reich war somit keinesfalls das Ergebnis eines Dschihad. u Bewaffnung eines osmanischen Reiterkriegers. Die Ausrüstung dieses Soldaten um 1700 besteht aus einem eisernen Kettenhemd mit Armschienen und Helm, einem Schild aus Palmenruten, einem Säbel mit silberbesetzter Scheide sowie einem „Refl exbogen“ mit Köcher und Pfeilen. Dieser für Reitervölker typische Bogen wird entgegen seiner Ausgangskrümmung gespannt und hat besonders hohe Schusskraft. p Die Armee spielte bei der Entstehung des Imperiums der Osmanen eine entscheidende Rolle. Prüfen Sie, ob die Osmanen auch friedlich expandierten. Janitscharen (türk. yeniçeri: neue Krieger): osmanische Elitetruppe, gebildet seit dem 14. Jh. aus entführten nichtmuslimischen Knaben. Die streng islamisch erzogenen Soldaten bildeten die Elitetruppe des Sultans. Dschihad: Bedeutet soviel wie „Anstrengung“ oder „Kampf“. Der Begriff bezeichnet in einem ganz allgemeinen Sinn das Bemühen der Gläubigen, den Geboten Gottes zu folgen. Der Dschihad gehört zu den Pfl ichten aller Muslime. Mit „Heiliger Krieg“ kann Dschihad nicht übersetzt werden. Einerseits ist er nicht in jedem Fall ein militärischer Kampf, andererseits sieht der Islam keine Trennung von „heilig“ und „profan“, von Religion und Herrschaft, vor. Mehmed II. (1432 1481, reg. 1444 1446, 1451 1481): einer der bedeutendsten Herrscher der Osmanen. Nach der Einnahme von Konstantinopel 1453 bekam er den Beinamen „der Eroberer“. Er war hoch gebildet und sprach fl ießend Arabisch, Griechisch, Hebräisch, Latein, Persisch und Türkisch. Besonders interessiert war er an Geschichte, Philosophie und den Naturwissenschaften. 61Das Osmanische Reich und „Europa“ in der Frühen Neuzeit Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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