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19Soziale und wirtschaftliche Krisen im Spätmittelalter der städtischen Unterschicht, die den Ratsherren und Obrigkeiten wohl bewusst war. Während man lange annahm, dass Besitzbürgertum, Stadtadel, Episkopaten1, Feudalherren und vor allem der König mäßigend auf das niedere Volk einwirkten, der aufstrebende Handwerkerstand und das „Proletariat“ dagegen den aggressiven Antisemitismus verkörperten, lässt sich eine solche Polarisierung heute nicht mehr aufrechterhalten. Schon das mehrfach erwähnte opportunistische Verhalten Karls, aber auch die Taktik der Freiburger oder Nürnberger Stadtväter lassen hier Zweifel aufkommen. Zu oft wurden Schutzrechte als Ausbeutungsprivilegien aufgefasst und zwischen Herrscher, Städten und Patriziat hinund hergeschoben, nicht selten die Ermordung von Juden durch die Zuteilung ihres Erbes an Rat oder Patriziat besiegelt. Während die Zünfte von Steuernachlässen träumten oder auf die Beseitigung unliebsamer Konkurrenz spekulierten, erfreuten sich Landesfürsten, Landund Stadtadlige, vor allem aber die Städte selbst nicht selten nach Pogromen eines realen Vermögenszuwachses. Klaus Bergdolt, Der Schwarze Tod in Europa. Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, München 1994, S. 139 1. Fassen Sie zusammen, welche Rolle Ratsherren und andere Obrigkeiten bei der Judenverfolgung laut Klaus Bergdolt spielten. 2. Klaus Bergdolt begründet den Hass auf die Juden mit „Angst, Unzufriedenheit, Machtgier, Habsucht und Hoffnungslosigkeit“ (Zeile 4 f.). Erläutern Sie dies und weisen Sie die genannten Aspekte in M5 nach. 3. Arbeiten Sie heraus, welche Vorteile die Zünfte, Städte und Landesherren durch die Judenverfolgungen hatten. 4. Diskutieren Sie anhand aktueller Beispiele, wie aus Vorurteilen, Angst, Unsicherheit, Machtgier oder Habsucht noch heute die Sicherheit und Menschenwürde von Minderheiten bedroht werden. 1 Episkopat: Gesamtheit der Bischöfe 10 15 20 25 1. Beschreiben Sie die territoriale Ausbreitung der spätmittelalterlichen Wüstungen im deutschen Raum. 2. Nennen und erläutern Sie mögliche Gründe dafür, warum in manchen Gegenden besonders viele bzw. kaum Wüstungen anzutreffen sind. M7 Spätmittelalterliche Wüstungen Nach: Werner Rösener, Bauern im Mittelalter, München 31987, S. 256 32015_1_1_2015_Kap1_008-081.indd 19 01.04.15 10:57 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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