Volltext anzeigen | |
325 Zwischen Anpassung und Widerstand Durch ihren Fronteinsatz wurden einige Zeugen der Unmenschlichkeit von Kriegsführung und Besatzungspolitik und hegten bald Zweifel am „Endsieg“. In München, wo die meisten Angehörigen der „Weißen Rose“ studierten, bildete sich um die Geschwis ter Hans und Sophie Scholl, Willi Graf, Alexander Schmorell und ihren Universitätslehrer, den Musikwissenschaftler Kurt Huber, ein Freundeskreis. Im Sommer 1942 erschien das erste Flugblatt der „Weißen Rose“. 100 Exemplare verschickte man an ausgesuchte Adressen. Mitte Februar 1943 wurde das letzte Flugblatt in einer Aufl age von 3 000 Exemplaren erstellt und wieder teilweise per Post versandt. Bei der Verteilung des Rests im Lichthof der Universität hielt ein Hausmeister die Geschwister Scholl fest und übergab sie der Polizei. In mehreren Prozessen wurden Angehörige des Freundeskreises, darunter auch das Geschwisterpaar, zum Tode verurteilt und hingerichtet, andere erhielten Gefängnisstrafen. Die Rolle der Kirchen Obwohl die Kirchen vor der „Machtergreifung“ die Unvereinbarkeit von Weltanschauung und Politik mit der christlichen Lehre betonten, änderten sie ihre ablehnende Haltung gegenüber dem neuen Regime. In einem 1933 mit dem Heiligen Stuhl geschlossenen Abkommen (Reichskonkordat) garantierte die NS-Regierung der katholischen Kirche ihre Unabhängigkeit und die Nichteinmischung des Staates in kirchliche Institutionen. Im Gegenzug war Geistlichen jegliche politische Betätigung untersagt. Als die Nationalsozialisten jedoch dazu übergingen, Bekenntnisschulen und katholische Verbände aufzulösen oder „gleichzuschalten“, Klöster und kirchliche Heime zu enteignen, forderte dies Protest heraus. Im März 1937 wandte sich der Papst mit einer Enzyklika gegen die Verdrängung des Chris tentums und die „Vergötzung“ des Nationalsozialismus, nicht jedoch gegen die NS-Verbrechen. Lediglich einzelne Priester, Ordensgeistliche und Laien verurteilten offen die Judendiskriminierung und die Tötung behinderter Menschen („Euthanasie“) (u M4). Die evangelische Kirche war gespalten. Die nationalsozialistische Richtung der Deutschen Christen setzte sich für die „Gleichschaltung“ der evangelischen Landeskirchen ein. Dagegen formierte sich im Mai 1934 auf Initiative des Pfarrers Martin Niemöller die Bekennende Kirche, der sich mehr als die Hälfte der evangelischen Pfarrer i Gedenkblock der Deutschen Bundespost von 1964 zum Jahrestag des Attentates auf Hitler am 20. Juli 1944. p Informieren Sie sich über die Biografi en der abgebildeten Personen. Vergleichen Sie die Motive ihres Widerstandes und das jeweilige Vorgehen. Filmtipp Sophie Scholl – Die letzten Tage; Deutschland 2005, Regie: Marc Rothemund Filmtipp Der neunte Tag; Deutschland / Luxemburg / Tschechien 2004, Regie: Volker Schlöndorff 32015_1_1_2015_Kap3_260-351.indd 325 01.04.15 11:00 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |