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In politischen Debatten wurden und werden immer wieder Erfahrungen aus der Weimarer Republik herangezogen, um eigene Standpunkte argumentativ zu untermauern. So wurden in der 2008 einsetzenden Finanzund Wirtschaftskrise gern Vergleiche mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 gezogen. Die Krise habe damals die radikalen Parteien gestärkt und Adolf Hitler den Weg zur Macht geebnet, lautete die Warnung. Demokratiefeindliche Aktionen und Radikalisierung gefährdeten freilich die Weimarer Republik von Anfang an. Der verlorene Krieg und die Revolution von 1918/19 waren für alle Deutschen ein Schock. Die junge Republik wurde erschüttert von Streiks, politischen Morden und bewaffneten Aufständen. Im Krisenjahr 1923 vernichtete die Hyperinfl ation das Geldvermögen jedes Bürgers und versuchte Hitler in einem gescheiterten Putsch, die Regierungsgewalt zuerst in München und dann in Berlin zu übernehmen. Die Republik überstand die schweren Krisen nicht nur, sie schien in den Jahren 1924 bis 1929, den „Goldenen Zwanzigern“, sogar unumkehrbar aufzublühen. Die Arbeitslosigkeit sank, Produktion und Konsumniveau stiegen an. Die radikalen Parteien, die Nationalisten auf der Rechten und die Kommunisten auf der Linken, verloren Mitglieder und Wähler. Bildende Kunst, Theater und Film fanden international Beachtung und Wertschätzung. Die Wirtschaftskrise ab 1929 verschärfte jedoch die strukturellen Schwächen der Weimarer Republik. Weltanschauungsund Interessenparteien fanden sich immer weniger zu konstruktiver Regierungsarbeit bereit. Die republikfeindlichen Parteien gewannen bei jeder Wahl hinzu. Bürger aller Schichten verloren jedes Vertrauen in die Demokratie und setzten ihre Hoffnung auf eine nationale oder kommunistische Diktatur. Doch die Geschichte der Weimarer Republik liefert nicht nur Argumente für Reden und Diskussionen. Das Scheitern der ersten deutschen Demokratie war eine historische Erfahrung, aus der schon die Gründerväter der Bundesrepublik wegweisende Lehren zogen. Bis heute ist die politische Kultur Deutschlands vom Willen durchdrungen, die Fehler von Weimar nicht zu wiederholen. Bis in die Gegenwart wurden antidemokratische Kräfte mit allen politischen und rechtlichen Mitteln in die Schranken gewiesen. Wichtige Namen • Heinrich Brüning • Friedrich Ebert • Paul von Hindenburg • Adolf Hitler • Karl Liebknecht • Erich Ludendorff • Rosa Luxemburg • Hermann Müller • Franz von Papen • Walther Rathenau • Philipp Scheidemann • Kurt von Schleicher • Gustav Stresemann Wichtige Begriffe • Arbeiterund Soldatenräte • Deutsche Demokratische Partei (DDP) • Deutsche Volkspartei (DVP) • Deutschnationale Volkspartei (DNVP) • „Dolchstoßlegende“ • Freikorps • „Goldene Zwanziger“ • Hitler-Putsch • Hyperinfl ation • Kapp-Putsch • Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) • Massenarbeitslosigkeit • Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) • Notverordnungen • „Novemberrevolution“ • Parlamentarismus • „Rat der Volksbeauftragten“ • Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) • Spartakus-Aufstand • Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) • Versailler Vertrag • Wahlrecht • Währungsreform • „Weimarer Koalition“ • Weimarer Verfassung • Weltwirtschaftskrise • Zentrum In diesem Kapitel erwerben Sie die Kompetenz, • die Gründungsphase der Weimarer Republik zu beschreiben und zu analysieren, • die gesellschaftlichen Gruppen und ihre Einstellung zur Republik (u. a. Kommunisten, Sozialdemokraten, Freikorps, alte Eliten) zu charakterisieren, • zu den Repräsentanten der Republik als Identifi kationsfi guren (u. a. Friedrich Ebert, Paul von Hindenburg) Stellung zu nehmen. Zur Methoden-Kompetenz siehe Seite 367 bis 369 („Politisches Plakat“). Zum Kompetenzerwerb im Hinblick auf „Nation – Begriff und Mythos“ siehe den entsprechenden Theorie-Baustein auf Seite 380 bis 385. 353Auf einen Blick 32015_1_1_2015_Kap3_352-385.indd 353 01.04.15 10:27 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C . B uc hn er V er la gs | |
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