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51Die Kirche in der Krise i „Über die Sage, dass Sankt Peters Schiffl ein zu unserer Zeit an einem Fels zerstoßen wird.“ Holzschnitt von Hans von Kulmbach, 1508. Das Bild illustriert ein astrologisches Werk des Priesters und Gelehrten Joseph Grünpeck, das 1508 zuerst lateinisch, im selben Jahr dann auch in deutscher Übersetzung erschien und bis 1522 in Nachdrucken verbreitet wurde. p Beschreiben Sie den Holzschnitt. p Charakterisieren Sie die dargestellten Personen. p Interpretieren Sie, was das Bild offensichtlich anmahnt. die Päpste ihn schon bald für „null und nichtig“ erklärten (u M2). Das Konzil befasste sich auch sofort mit dem aus Prag angereis ten Reformator Jan Hus und dessen Lehre. Obwohl der König ihm freies Geleit zugesichert hatte, wurde er als Ketzer angeklagt, verurteilt und zusammen mit seinen Schriften am 6. Juli 1415 verbrannt, um jede Erinnerung an ihn und seine Lehre auszulöschen. Der Wortbruch des Königs führte zu jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Hus’ böhmischen Anhängern, den Hussiten. Erfolgreich löste die Versammlung mit Unterstützung des Königs das Schisma: 1417 wurden alle drei rivalisierenden Päpste für abgesetzt erklärt und ein neuer, allgemein anerkannter Papst gewählt. Die Reform der Kirche „an Haupt und Gliedern“ aber misslang. Auch das folgende „Reformkonzil“ von Basel (1431 1449) brachte in dieser Hinsicht keine wirkliche Veränderung. Dafür gestalteten sich aber die Beziehungen zwischen den Päpsten und einigen weltlichen Territorialherren im Reich neu. Um sich die Anerkennung als höchste Autorität zu sichern, gewährte die Kirche einzelnen Landesherren die Kontrolle über das kirchliche Vermögen in deren Herrschaftsbereich sowie die Möglichkeit, über Gottesdienste, Prozessionen und andere kirchliche Veranstaltungen mitzubestimmen. Volksfrömmigkeit Die Gläubigen des Spätmittelalters waren – wie der Historiker Lucien Febvre einmal betonte – von einem „unstillbaren Hunger nach Gott“ erfüllt. Sie suchten vor allem Antworten auf eine Frage: Wie rechtfertige ich mein sündhaftes Leben vor Gott, um das ewige Leben zu erlangen? Die Menschen verspürten ein wachsendes Bedürfnis, mit frommen Werken für ihr Heil vorzusorgen. Sie wollten in den Himmel kommen, die Gnade Gottes gewinnen und spendeten deshalb immer größere Summen für Altäre, Messen, die Ausstattung von Kirchen, die Bezahlung eines Predigers oder kauften Ablassbriefe. Die Verehrung Marias (Mutter Gottes) und der Heiligen wurde intensiver, ebenso der Glaube an die Wunderkraft der Reliquien. Gleichermaßen wuchs das Vertrauen in die Wunderkraft von Heiligenbildern. Von den Heiligen versprach man sich Schutz und Beistand, auch Wunder in persönlicher Not. Zahlreiche Texte und Bilder aus der Zeit um 1500 zeugen bis heute von der tiefen Angst vor dem Tod und dem Jüngsten Gericht. Daraus vor allem ist die tiefe Frömmigkeit zu erklären, der Wunsch, zu büßen und sich von Schuld zu befreien. Reliquien (von lat. reliquiae: Zurückgelassenes, Überbleibsel): Überreste vom Körper eines Heiligen oder Gegenstände, mit denen dieser in Berührung gekommen war, z. B. Kleidungsstücke o Ofenkachel mit christlicher Symbolik. Vermutlich aus Mitteldeutschland, um 1500. Dargestellt ist Thomas, einer der zwölf Apostel. 32015_1_1_2015_Kap1_008-081.indd 51 01.04.15 10:57 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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