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79Exkurs: Konfessionelle Änderungen in Niedersachsen Die Reformation in Niedersachsen Auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen gab es zur Zeit der Reformation viele Fürstentümer, Bistümer und Einzelherrschaften. Bis Ende des 16. Jahrhunderts waren diese weitgehend protestantisch. Nur einige Gebiete blieben katholisch oder wurden es später wieder. In Ostfriesland breitete sich der Calvinismus aus, was nicht zuletzt an der Nähe zu den calvinistisch geprägten Niederlanden lag (u M1). Die großen Städte Niedersachsens führten eigenständig die Reformation durch. Dort waren es vor allem die unteren Volksschichten, die die lutherische Lehre durchsetzten. Den neuen Kirchenliedern Luthers kam dabei eine besondere Bedeutung zu (u M2). Die Einführung der Reformation lief allerdings nicht überall lautlos ab. In Lüneburg, Göttingen und Hannover war sie von Auseinandersetzungen zwischen dem Rat und der Gemeinde begleitet (u M3). In den kleineren Städten und auf dem Land war die Haltung des Fürsten ausschlaggebend, ob sich für oder gegen die Reformation entschieden wurde. Für die Landesherren spielten politische Interessen eine nicht unwesentliche Rolle. Mit der Einführung der Reformation verband sich nämlich für sie ein deutlicher Machtzuwachs. So standen sie nun der Landeskirche als oberster Kirchenherr vor. Proteste bei ihren Untertanen blieben aus, dagegen regte sich bei den niedersächsischen Frauenklöstern Widerstand (u M4). Fürstenreformation: das Beispiel Calenberg-Göttingen Im Fürstentum CalenbergGöttingen regierte seit 1495 der katholische Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg mit seiner Gemahlin Elisabeth, die 1538 öffentlich zur lutherischen Konfession übertrat. Während sich Erich I. an der Reichspolitik beteiligte und Kaiser Karl V. gegen die protestantischen Fürsten unterstützte, verwaltete Elisabeth das Land, verfasste christliche Lieder und Gebete. Als der Herzog 1540 starb, übernahm Elisabeth die Regierungsgeschäfte für ihren minderjährigen Sohn Erich II. und ordnete 1542 an, die Reformation im Fürstentum einzuführen. Auf Anraten Martin Luthers, mit dem sie Briefe wechselte, berief sie den hessischen Reformator Antonius Corvinus. Er organisierte die Reformation und verfasste eine lutherische Kirchenordnung. Bei der Aufl ösung der Klöster ging Elisabeth behutsam vor. Die ehemaligen Nonnen ließ sie dort weiter wohnen und beanspruchte nicht wie andere Fürsten die Einnahmen und Schätze der Klöster. Sie übertrug sie einem Klosterfonds mit dem Zweck, damit „gute Werke zu tun“. 1546 übernahm Erich die Regierung, verließ aber bald darauf das Fürstentum, um einer Einladung Kaiser Karls V. nach Regensburg zu folgen. Der ernannte ihn zum kaiserlichen Obersten. Erich kämpfte nun gegen die protestantischen Fürsten und trat 1547 zum katholischen Glauben über. Sein Versuch, das Fürstentum Calenberg-Göttingen zu rekatholisieren, scheiterte allerdings am Widerstand des Adels und der Städte. Schließlich ließ er den lutherischen Gottesdienst wieder zu und bestätigte 1555 die Kirchenordnung von 1542. Dass sein Fürstentum evangelisch blieb, lag an den weiteren Bemühungen seiner Mutter Elisabeth. Sie sorgte sich um das Territorium, während ihr Sohn als Heerführer in Frankreich und Italien kämpfte. Charakterisieren Sie, wie sich der konfessionelle Wandel in Niedersachsen im 16. Jahrhundert vollzog. Exkurs: Konfessionelle Änderungen in Niedersachsen iElisabeth von Braunschweig-Lüneburg. Ölgemälde, um 1530 (Ausschnitt). Siehe den Code 32015-04. iAntonius Corvinus. Zeitgenössischer Holzschnitt. Die meisten der in Niedersachsen tätigen Reformatoren stammten aus anderen Teilen des Reiches und wurden von den Städten oder den Landesherren berufen. Darunter sind zu nennen: Johannes a Lasco, Hermann Bonnus, Johannes Bugenhagen, Antonius Corvinus und Urbanus Rhegius. p Wählen Sie einen der genannten Reformatoren aus. Recherchieren Sie im Internet und/oder in Fachbüchern über sein Wirken in Niedersachsen. Stellen Sie anschließend die Persönlichkeit in einem Kurzreferat vor. 32015_1_1_2015_Kap1_008-081.indd 79 01.04.15 10:57 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um de s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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