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81Exkurs: Konfessionelle Änderungen in Niedersachsen 5 10 15 20 25 30 M3 Stadtreformation Der Historiker Carl-Hans Hauptmeyer äußert sich im Jahre 2009 in seiner Geschichte Niedersachsens über die Einführung der Reformation in Hannover: Die weitgehend autonome Stadt stand in gutem Einvernehmen mit dem welfi schen Landesherrn, der wiederum die Beziehungen zu Kaiser und Reich pfl egte. Die meisten Zünfte waren allerdings nicht im Rat vertreten, in dem eine kleine Gruppe wohlhabender Handelsbürger die Macht in der Hand hielt. Da die Wirtschaftslage günstig war, kamen immer mehr Handwerker und Händler aus den nicht ratsbeteiligten Gilden zu Vermögen. Da bot die evangelische Bewegung eine Chance, das verkrustete Herrschaftssystem aufzubrechen. Die Lutheranhänger forderten ab 1524 eine Kirchenreform und stellten Beschwerden über wirtschaftliche Missstände zusammen. Zaghafte Zugeständnisse des Rates berührten nicht die Religionsfrage. Dies führte dazu, dass ein Teil der Bürgerschaft die städtische Tradition des Schwurverbandes wiederaufgriff. Am 26. Juni schwor eine Versammlung von Bürgern auf dem hannoverschen Marktplatz, zu Martin Luthers Wort zusammenzustehen: Reformation „von unten“. Der Rat fl oh in das altgläubige Hildesheim. Daraufhin ließ der Landesherr die Zufahrtsstraßen sperren. Hunger und Anarchie machten sich breit. Benachbarte Städte, in denen die Reformation ebenfalls Fuß fasste, schalteten sich ein und erreichten im Juli 1534 schließlich einen Ausgleich, der die Reformation sicherte, die einstige Führungsgruppe aber dauerhaft entmachtete. Der neue Rat erweiterte in der Kirchenordnung von 1536 die bereits traditionellen Möglichkeiten der weltlichen Einfl ussnahme auf kirchliche Angelegenheiten in der Stadt. Die klösterlichen Konvente wurden aufgelöst, eine Disziplinargerichtsbarkeit für den Klerus eingerichtet, Eheangelegenheiten dem Rat unterstellt und die Pfründenvermögen eingezogen. Das Abendmahl wurde in beiderlei Gestalt gereicht und die Predigt in deutscher Sprache gehalten. Carl-Hans Hauptmeyer, Geschichte Niedersachsens, München 2009, S. 53 1. Fassen Sie stichpunktartig zusammen, wie die Einführung der Reformation in Hannover verlief. 2. Weisen Sie anhand der Quelle Parallelen zwischen den spätmittelalterlichen Bürgerkämpfen und der Einführung der Reformation nach. M4 Widerstand gegen die Reformation? Über die Frauenklöster während der Reformationszeit heißt es bei Ernst Schubert: Entschlossener Widerstand wurde am sichtbarsten in vielen Frauenklöstern geleistet, während die Mönche, mit Pensionen oder Schreiberstellen versorgt, sich eilig mit den neuen Verhältnissen abfanden. Im Lüneburger Fürstentum zum Beispiel fügte sich das altadlige Benediktinerkloster St. Michael ziemlich schnell den Wünschen des Landesherrn, Ernst des Bekenners. Anders die Frauenklöster im Fürstentum. Alle Bemühungen Herzog Ernsts, mit eigens abgesandten lutherischen Predigern die Nonnen von der neuen Lehre zu überzeugen, begegneten hartem kollektivem Widerstand. In Lüne zogen bei einer protestantischen Predigt die Nonnen die ältesten Filzlatschen an, „dass es in der Kirche so grausam übel stank, dass der Prediger mit allem Volk daraus gehen mussten“. In Medingen wurde Luthers Bibelübersetzung, vom Fürsten übersandt, ins Feuer geworfen. Der Fürst persönlich musste eingreifen, musste Visitationen vornehmen, bei denen die Nonnen in hartnäckigem Widerstand verharrten, der selbst nach einem Jahrzehnt noch nicht gebrochen war. Auch in anderen Teilen Niedersachsens waren es die Frauenklöster, die sich der Reformation massiv widersetzten. Ernst Schubert, a. a. O., hier S. 278 Erklären Sie, warum gerade Frauenklöster Widerstand gegen die Einführung der Reformation leisteten. 5 10 15 20 32015_1_1_2015_Kap1_008-081.indd 81 01.04.15 10:57 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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