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In diesem Kapitel erwerben Sie die Kompetenz, • die Ursachen der Revolution zu beschreiben und zu erläutern, • die Phasen der Revolution und ihre Träger zu charakterisieren und zu beurteilen, • die Ausstrahlung der Französischen Revolution auf Deutschland und ihre Wirkungsgeschichte zu erklären. Zur Methoden-Kompetenz siehe Seite 110 bis 113 („Historische Fachliteratur“). Zum Kompetenzerwerb im Hinblick auf Theorien und Modelle zu Revolutionen lesen Sie Seite 104 bis 106 („Theorie-Baustein: Revolution“), über Theorien zur Modernisierung informiert Seite 107 bis 109 („Theorie-Baustein: Modernisierung“). 83Auf einen Blick Soziale und wirtschaftliche Problem, zerrüttete Staatsfi nanzen, neue staatstheoretische Ideen der Aufklärer, nicht mehr akzeptierte Vorrechte des Adels und des Klerus, mangelnde politische Mitbestimmungsrechte des Dritten Standes sowie ein entscheidungsschwacher Monarch trugen 1789 zum Ausbruch der Französischen Revolution bei. Welche von den genannten Faktoren ausschlaggebend dafür waren, ist bis heute umstritten. Unbestritten ist inzwischen die Bedeutung der Revolution für die französische Nation sowie für die Weltgeschichte. In ihrem Verlauf wurden die Menschenund Bürgerrechte verkündet. Sie gelten heute als ihr wichtigstes Erbe. Für die Historiker sind darüber hinaus die zahllosen politischen, rechtlichen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und territorialen Veränderungen wichtig, die die Revolution mit sich brachte. Dazu zählten die Aufl ösung der jahrhundertealten ständischen Gesellschaftsordnung, der Übergang von der absolutistischen zur konstitutionellen Monarchie mit der Verfassung von 1791, das Ende der Königsherrschaft und die Ausrufung der Republik im September 1792 sowie die Trennung von Staat und Kirche ebenso wie die Entstehung von Parteien und einer auf Diskussion basierenden neuen politischen Kultur. Dies alles trug zu einer umfassenden Modernisierung Frankreichs bei, die aber nicht alle alten und neuen sozialen und wirtschaftlichen Probleme lösen konnte. Die gewählten Repräsentanten des Volkes mussten mit zahllosen innenpolitischen Herausforderungen und einer außenpolitischen Bedrohung fertig werden. Dies trug zu einer Terrorphase bei, in der die gerade erst verkündeten Menschenrechte grob missachtet wurden, und zu Kriegszügen, mit denen die revolutionären Errungenschaften verteidigt und in andere Länder „exportiert“ werden sollten. 1799 beendete General Napoleon Bonaparte die Revolution mit einem Staatsstreich. Er sicherte dem Bürgertum einen Teil der revolutionären Errungenschaften, versöhnte sich mit dem Adel und der Kirche und unterdrückte die demokratischen Freiheiten. 1804 krönte er sich selbst zum Kaiser und überzog Europa bis 1815 mit weiteren Kriegen, in denen drei bis sechs Millionen Menschen starben. Und was macht nach dieser Entwicklung die Französische Revolution so einzigartig? Viele Historiker sind heute der Ansicht, dass sie erst das Bewusstsein für eine politische Demokratie geschaffen hat. Sie ist außerdem, wie der Historiker Ernst Schulin feststellte, „die erste große, auf völlige Neuerung ausgehende Revolution gewesen – Vorbild für alle gescheiterten oder gelungenen, künstlichen oder echten Revolutionen der Folgezeit, aber auch für die Reformen der Folgezeit. Darin liegt ihre lebendige geschichtliche Wirkung bis heute.“ Darüber hinaus ist die Französischen Revolution für Schulin noch solange unvollendet, wie „die Abschaffung von Ständen und anderen Ungleichheiten nicht zur Gleichheit, sondern zu neuer Klassenherrschaft führt; solange Revolutionen in terroristischen Minderheitsdiktaturen steckenbleiben; solange Menschenund Bürgerrechte nicht überall praktiziert werden“. Wichtige Namen • George Jacques Danton • Olympe de Gouges • Marquis de Lafayette • Ludwig XVI. • Jean-Paul Marat • Napoleon Bonaparte • Maximilien de Robespierre • Emmanuel Joseph Sieyès • Charles Maurice Talleyrand Wichtige Begriffe • Ancien Régime • „Augustbeschlüsse“ • Ballhausschwur • Dritter Stand • Erklärung der Menschen und Bürgerrechte • Feuillants • Generalstände (Etats généraux) • Gesetzgebende Nationalversammlung (Assemblée nationale législative) • Girondisten • „Große Furcht“ („Grande Peur“) • Jakobiner • Koalitionskriege • Montagnards • Nationalkonvent (Convention nationale) • Sansculotten • „Schreckensherrschaft“ („La Terreur“) • Sicherheitsausschuss (Comité de sûreté générale) • Verfassunggebende Nationalversammlung (Assemblée nationale constituante) • Wohlfahrtsausschuss (Comité de salut public) 32015_1_1_2015_Kap1_082-113.indd 83 01.04.15 10:09 N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C . B uc hn er V er la gs | |
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