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851.2 Die Französische Revolution und ihre Wirkung damit auf den absolutistischen Anspruch, allein die Geschicke des Landes zu lenken. Im Januar 1789 wurde eine Wahlordnung für die Generalstände veröffentlicht. Sie legte fest, dass die gesamte männliche Bevölkerung über 25 Jahre, die in den Steuerlisten eingetragen war, wählen durfte. Adel und Klerus konnten ihre Vertreter direkt wählen, die Bürger und Bauern durften ihre Deputierten aber nur über Wahlmänner bestimmen. Der einsetzende Wahlkampf politisierte die Bevölkerung. Begriffe wie Freiheit, Gleichheit, Glück, Souveränität und Repräsentation, die schon zuvor den amerikanischen Unabhängigkeitskampf geprägt hatten, wurden zu Schlagwörtern. Die weltanschaulichen Vorstellungen der Patrioten hatte die Aufklärung und vor allem JeanJacques Rousseaus Lehre von der Volkssouveränität beeinflusst (u M1). Ihren programmatischen Ausdruck fand sie in einer im Januar 1789 von dem dreißigjährigen Geistlichen Emmanuel Joseph Sieyès veröffentlichten Flugschrift mit dem Titel „Was ist der Dritte Stand?“ (u M2). Im Zusammenhang mit der Wahl konnten die Wähler der Regierung Klagen, Beschwerden und Wünsche nennen. Sie wurden in „Beschwerdeheften“ (Cahiers de doléances) zusammengefasst. Die Monarchie stand bei dieser ersten modernen „Meinungsumfrage“ der Geschichte nicht zur Diskussion. Die Revolution der Abgeordneten Am 5. Mai 1789 eröffnete der König in Versailles die Sitzungsperiode der Generalstände feierlich. Doch die Erwartungen wurden enttäuscht. Die Stände tagten getrennt, und die Reformen sollten an die Aufrechterhaltung der Ständeordnung gebunden sein. Nachdem die Versammlung deshalb über Patrioten: Vaterlandsfreunde; hier die Ständevertreter, die gegen die Privilegien des Klerus und Adels kämpften i „Le Serment du Jeu de Paume“ (dt.: „Der Ballhausschwur“). Federzeichnung (105 x 65 cm) von Jacques-Louis David, September 1791. Die Zeichnung ist ein Entwurf für ein Historiengemälde. Es sollte für den Versammlungsraum der Nationalversammlung angefertigt werden und etwa 6,5 m hoch und 10,0 m breit werden. Die im Vordergrund dargestellte Verbrüderung eines Ordensgeistlichen, eines Weltgeistlichen und eines protestantischen Pfarrers fand nachweislich in der Form nicht statt. Zum „Ballhausschwur“ siehe Seite 86. p Analysieren Sie, wie der Künstler die Aufbruchstimmung einerseits und die „Einheit der Nation“ andererseits dargestellt hat. 32015_1_1_2015_Kap1_082-113.indd 85 01.04.15 10:09 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um de s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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