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Aus der Krise gelernt? Krisen vergleichen 2008 brachen mehrere große Banken zusammen. Während die Medien bereits davon ausgingen, dass sich eine Weltwirtschaftskrise wie nach dem Börsencrash von 1929 wiederholen könnte, begannen die Regierungen überall, ihre Banken zu unterstützen. Sie verhinderten damit einen bank run sowie weitere Zusammenbrüche von Banken, Versicherungen und Investmentunternehmen (u M1). In der Tat gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Krisen: Hierzu gehören die Spekulationsgeschäfte mit Aktien und Immobilien. Außerdem fehlte vor 1929 wie vor 2008 eine zeitgemäße staatliche Regulierung der Finanzmärkte. Es lassen sich auch wesentliche Unterschiede im Zustandekommen und Verlauf der Krisen ausmachen (u M2). Zunächst einmal begann der weltweite Konjunktureinbruch mit dem Börsencrash von 1929 und mündete in die internationalen Bankenkrise von 1931. Die Bankenkrise von 2008 stand aber am Anfang des Wirtschaftsabschwungs. Mitverantwortlich für diese Krise waren neuartige Anlagepapiere, die es den Banken ermöglichten, Kredite zu vergeben, ohne dafür zu haften. Insgesamt schrumpften aber die Nationaleinkommen der Länder nach 2008 lange nicht so stark wie während der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise. Zurückzuführen ist dies darauf, dass die Zentralbanken die Leitzinsen heruntersetzten, um Kreditaufnahmen zu erleichtern. Darüber hinaus vermieden die Regierenden 2008 Fehler, die nach 1929 gemacht worden waren: • Sie arbeiteten international zusammen und verzichteten auf neue Schutzzölle. • Sie pumpten viel Geld in ihre Bankensysteme und stabilisierten sie dadurch. • Sie machten zusätzliche Schulden, mit denen sie die Konjunktur ankurbelten. Lehren Krisen sind feste Bestandteile von Konjunkturen. Ausmaß und Dauer sind aber nicht präzise vorherzusagen, da ihre Entstehungsfaktoren zu vielfältig sind. Dennoch konnten aus der Analyse der Weltwirtschaftskrise allgemeine Lehren zur Bekämpfung ihrer Ursachen und Folgen und zum Eingreifen des Staates gezogen werden: • Eine anhaltende Defl ationspolitik könne – wie dies 1930/31 in Deutschland der Fall war – den Arbeitsmarkt zu sehr belasten und zu einer politischen Destabilisierung führen. • Der Staat müsse in einer Krise, die sich zu einer langfristigen Depression auszuweiten droht, ein breites Spektrum wirtschaftspolitischer Instrumente zur Verfügung stellen. Dazu zählen kreditfi nanzierte Maßnahmen, wie sie Keynes empfahl, ebenso wie die staatliche Förderung des privaten Konsums – auch wenn dadurch vorübergehend die Staatsverschuldung zunimmt. Vielen Menschen fi el es 2008 schwer zu akzeptieren, dass die ohnehin bereits hoch verschuldeten Staaten bankrotte Kreditinstitute mit immensen Summen aus Steuergeldern stützen. Zahlreiche Ökonomen vertraten damals aber die Ansicht, dass nur mit solchen kontrollierten Maßnahmen eine Weltwirtschaftskrise wie in den 1930er-Jahren abgewendet werden könne. Ob dies stimmt oder ob sich die stark angewachsenen Haushaltsdefi zite doch noch langfristig als Fehler erweisen und zu einer beschleunigten Infl ation beitragen, wird man erst in einigen Jahren beurteilen können. Gestalten Sie – entsprechend den Grafi ken zur Weltwirtschaftskrise – ein Schaubild, das den Verlauf der Krise von 2008 darstellt. i Besorgte Bankkunden vor einer Filiale der „Northern Rock Bank“ in London. Foto von September 2007. Obwohl Experten mitgeteilt hatten, dass die Anlagen der Sparer sicher sind, ließen sich viele Kunden nicht davon abhalten, ihre Konten bei Northern Rock aufzulösen oder größere Geldbeträge abzuheben. 124 Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 4677_1_1_2015_090-127_Kap3.indd 124 17.07.15 11:42 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er l gs | |
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