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21Die Polis der Athener M1 Kritik an Solon In einer um die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. verfassten Schrift, die unter dem Namen des Philosophen Aristoteles überliefert wurde, aber tatsächlich von einem Schüler seiner Schüler stammt, heißt es: Nachdem er den Staat in der besagten Weise geordnet hatte, trat man an ihn heran und beschwerte sich über seine Gesetze. Als man die einen Bestimmungen ablehnte, nach anderen genau fragte, wollte er weder diese Dinge ändern noch durch seine Anwesenheit Hass auf sich ziehen, und unternahm daher eine Handelsund Bildungsreise nach Ägypten, nachdem er erklärt hatte, er werde innerhalb von zehn Jahren nicht zurückkehren; denn er glaube, es sei nicht gerecht, dass er bleibe und die Gesetze auslege; vielmehr solle jeder die schriftlich niedergelegten Bestimmungen befolgen. Zugleich ergab es sich auch, dass wegen seines Schuldenerlasses viele der Vornehmen eine feindliche Haltung gegen ihn eingenommen hatten und dass beide Parteien ihren Sinn geändert hatten, weil seine Regelung ihre Erwartungen nicht erfüllte. Denn das Volk hatte geglaubt, er werde alles neu verteilen, die Vornehmen hingegen, er werde die frühere Ordnung wiederherstellen oder doch nur wenig ändern. Solon aber widerstand beiden Parteien (stáseis) und anstatt sich auf eine davon, auf welche er wollte, zu stützen und als Tyrann zu herrschen, nahm er es lieber in Kauf, bei beiden verhasst zu werden, indem er das Vaterland rettete und als Gesetzgeber sein Bestes tat. Aristoteles, Staat der Athener 11; zitiert nach: Hans-Joachim Gehrke und Helmuth Schneider (Hrsg.), Geschichte der Antike. Quellenband, Stuttgart 2007, S. 38 1. Erklären Sie die Reaktionen auf Solons Politik. 2. Nehmen Sie Stellung zu Aristoteles’ Bewertung der Haltung Solons. M2 „… eine Herrschaft des Ersten Mannes“ Der Athener Thukydides (um 460 399/96 v. Chr.) beurteilt den Politiker Perikles: Denn solange er [Perikles] die Stadt leitete im Frieden, führte er sie mit Mäßigung und erhielt ihr ihre Sicherheit, und unter ihm wurde sie so groß, und als der Krieg ausbrach, da hatte er, wie sich zeigen lässt, auch hierfür die Kräfte richtig vorausberechnet. Er lebte dann noch zwei Jahre und sechs Monate, und nach seinem Tode wurde seine Voraussicht für den Krieg erst recht deutlich. Denn er hatte ihnen [den Athenern] gesagt, sie sollten sich nicht zersplittern, die Flotte ausbauen, ihr Reich nicht vergrößern während des Krieges und die Stadt nicht aufs Spiel setzen, dann würden sie siegen. Sie aber taten von allem das Gegenteil und rissen außerdem aus persönlichem Ehrgeiz und zu persönlichem Gewinn den ganzen Staat in Unternehmungen, die mit dem Krieg ohne Zusammenhang schienen und die, falsch für Athen selbst und seinen Bund, solange es gut ging, eher einzelnen Bürgern Ehre und Vorteil brachten, im Fehlschlag aber die Stadt für den Krieg schwächten. Das kam daher, dass er, mächtig durch sein Ansehen und seine Einsicht und in Gelddingen makellos unbeschenkbar, die Masse in Freiheit bändigte, selber führend, nicht von ihr geführt, weil er nicht, um mit unsachlichen Mitteln die Macht zu erwerben, ihr zu Gefallen redete, sondern genug Ansehen hatte, ihr wohl auch im Zorn zu widersprechen. Sooft er wenigstens bemerkte, dass sie zur Unzeit sich in leichtfertiger Zuversicht überhoben, traf er sie mit seiner Rede so, dass sie ängstlich wurden, und aus unbegründeter Furcht hob er sie wiederum auf und machte ihnen Mut. Es war dem Namen nach eine Volksherrschaft, in Wirklichkeit eine Herrschaft des Ersten Mannes. Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges, übersetzt von G. P. Landmann, München 1991, S. 161 f. 1. Arbeiten Sie heraus, worin Thukydides die Leistung des Perikles sieht. 2. Erläutern Sie Thukydides’ Urteil über die attische Demokratie zur Zeit des Perikles. i Perikles. Idealisierte Marmorbüste mit korinthischem Helm, römische Kopie aus dem 2. Jh. n. Chr. nach einem griechischen Original um 440 430 v. Chr. Fundort: Tivoli, Villa Hadriana, Höhe: 58,4 cm. 5 10 15 20 10 15 20 25 5 N r z ur Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B u hn er V er la gs | |
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