1.Erstellen Sie eine tabellarische Übersicht der Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die in der Darstellung der Historiker deutlich werden. Welche Erklärung gibt es für die unterschiedlichen Bewertungen?
Bringmann | Fehr / Rummel |
spricht von Völkerwanderung | distanzieren sich vom Begriff „Völkerwanderung“ |
Völkerwanderung als Wanderung von großen Stammesverbänden über große Distanzen | keine Wanderung von ganzen Bevölkerungen, stattdessen Züge großer Heere |
Untergang Roms ist Ergebnis des Ansturms der „Barbaren“ | Barbaren werden auf dem Reichsgebiet aufgenommen, sie werden Teil des Reiches |
Rom ist militärisch und politisch stark, aber nicht stark genug, um die verschiedenen Barbarenvölker abzuwehren, die die Grenzen des Reiches erreichen | Aufnahme von Barbaren ist eine politische Strategie, die das Überleben des Reiches ermöglicht |
Rom ist nicht Ziel wegen des Wohlstandsgefälles, sondern weil die Barbaren von den Hunnen getrieben werden | Rom hat eine hohe Anziehungskraft auf die Barbaren, sie streben nach einer Aufnahme in den Reichsverband, der Schutz bietet; sie passen sich an und agieren innerhalb des Reiches |
2.Fehr und Rummel sprechen im Blick auf einige angebliche „Völkerwanderungen“ von „legendenhaften Herkunftserzählungen“. Setzen Sie sich daher kritisch mit diesem Begriff auseinander. Sind Ihnen andere „legendenhafte Herkunftserzählungen“ bekannt? Welche Bedeutung haben sie?
Die „legendenhaften Herkunftserzählungen“ verweisen auf Vorstellungen, die vor allem deshalb tradiert wurden, um relativ heterogenen Gruppen eine einheitliche Geschichte zu geben und damit Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit zu konstruieren. Insbesondere für die Legitimation von Herrschaft über solche heterogenen Bevölkerungen hat die Konstruktion und Tradierung von mythischen Herkunftserzählungen einen hohen Stellenwert. Andere legendenhaften Herkunftserzählungen verweisen beispielsweise bis in die Neuzeit auf die göttliche Herkunft oder auf das „Gottesgnadentum“ von Herrschern. Auch hier wird Herrschaft legitimiert.
3.Vergleichen Sie die in den Texten vorgestellten Thesen zur „Völkerwanderung“ mit dem Germanenbild, das in der Zeichnung von Heinrich Leutemann aus den 1870er-Jahren auf S. 15 zum Ausdruck kommt.
Die Zeichnung Leutemanns verweist auf ein Bild der „Völkerwanderung“, das sich auf die Eroberung Roms durch Barbaren bezieht, die den römischen Kunstschätzen und der römischen Lebensart völlig fremd gegenüberstehen. Sie streben danach, Beute zu machen und möglichst viele Kunstschätze mitzunehmen oder zu zerstören.
Fehr und Rummel verweisen demgegenüber auf den hohen Grad der Romanisierung der Germanen und ihre Vertrautheit mit der römischen Kultur. Die Eroberung Roms wäre für sie als ein innerrömischer Machtkampf kein Ergebnis eines Barbarensturms von außen.